
Band: THE MOOR
Album: Jupiter´s Immigrants
Genre: Progressive Metal
Trackliste:
01. Lead The Difference
02. Jupiter´s Immigrants
03. The Profiteer
04. Thousand Miles Away
05. Enthroned
06. Inception
07. Odin Vs Jesus
08. The Alarmist
09. Dark Ruler
Wenn OPETH die introspektive Tiefe sind und DARK TRANQUILLITY die urbane Melancholie, dann sind THE MOOR irgendwo dazwischen – aber auf ihre ganz eigene Art. Mit Jupiter’s Immigrants werfen die Italiener ein zweites Kapitel auf den Tisch, das lauter, schwerer und weniger versöhnlich klingt als das Debüt. Was bleibt, ist die progressive Seele – was dazukommt, ist Härte, Druck und ein geschärfter Blick in Richtung Skandinavien.
Der Titeltrack ist ohne Frage das Zentrum des Albums – nicht nur wegen der Gastsalven von Mikael Stanne (DARK TRANQUILLITY), sondern weil hier das gesamte Spannungsfeld kulminiert: stakkatoartige Black-Metal-Riffs, hymnische Goth-Vibes und ein Refrain, der sich so kompromisslos festsetzt, dass man ihn entweder hassen oder abfeiern muss. Kein Zwischending. Wer hier nicht hängenbleibt, schaltet besser gleich ab.
Dabei ist Jupiter’s Immigrants kein Album, das sich anbiedert. Die Komplexität ist da – aber subtil verpackt. Songs wie „Lead The Difference“ oder „The Profiteer“ tragen ihre Struktur mit nonchalanter Selbstverständlichkeit, als wären Taktwechsel und tonale Verschiebungen eben das Normalste der Welt. Der Sound hat etwas von neueren PARADISE LOST – nicht wegen der Stimme, sondern wegen des klanglichen Untertons: dunkel, unaufdringlich dramatisch, immer leicht entrückt.
Interessant wird es, wenn die Band mit Erwartungshaltungen bricht: „Thousand Miles Away“ ist kein Balladenmoment, sondern eine getarnte Düsternis, die sich langsam entfaltet. „Odin vs Jesus“ ist textlich wie musikalisch ein Statement – fast schon überambitioniert, aber trotzdem stark. „Dark Ruler“ dagegen zieht mit Ambient-Flächen und unerwartet emotionalem Clean-Gesang in eine andere Richtung – weniger brachial, aber atmosphärisch dichter als gedacht. Niklas Isfeldt bringt dabei eine Power-Metal-Kante ins Spiel, ohne die Gesamtästhetik zu sprengen.
Klar: nicht jeder Track sitzt perfekt. „Inception“ wirkt stellenweise unausgegoren, „Enthroned“ verliert sich zwischen Anspruch und Pathos. Aber genau das macht das Album greifbar – es will viel, manchmal zu viel, aber es meint es ernst.
Stilistisch bewegt sich die Platte zwischen den Polen: Death-Elemente sind eher punktuell als tragend, Black Metal flackert auf, ohne zur Signatur zu werden. Das Fundament bleibt ein progressiver Metal-Rock-Sound, der mit skandinavischer Schärfe und mediterranem Pathos flirtet. Der Sound ist dichter, aggressiver als auf dem Debüt – nicht mehr so warm, dafür direkter. Das mag alte Fans irritieren, bringt aber neue Facetten ans Licht.
Fazit:
Juppiter’s Immigrants ist kein einfaches Album. Es ist überladen, mutig, streckenweise genial und manchmal zu viel auf einmal. Aber genau das macht es spannend. THE MOOR liefern kein kalkuliertes Werk, sondern ein Album voller Brüche, Ecken und intensiver Momente. Statt eines eingängigen Aushängesongs setzen sie auf Kontrast, Vielschichtigkeit und eine dichte Atmosphäre. Wer OPETHs Wandel mitgegangen ist und sich wünscht, DARK TRANQUILLITY würden mehr wagen, sollte hier reinhören. Und sich Zeit lassen.
Punkte: 8 / 10
Autor: Nicki