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KARG – Marodeur (2025)

17. Juni 2025 Reviews

Band: KARG
Album: Marodeur
Genre: Post-Black Metal

Trackliste:
01. Schnee ist das Blut der Geister
02. Findling
03. Yūgen
04. Verbrannte Brücken
05. Annapurna
06. Reminiszenzen einer Jugend
07. Kimm
08. Anemoia

Mit Marodeur präsentieren KARG– neben mehreren EPs, Singles und Splits – ihr bereits neuntes Studioalbum. Wie gewohnt setzen die Salzburger Großmeister des Post Black Metal auch bei dieser Veröffentlichung konsequent auf ihren Stil, der sich durch tief empfundene Depression und Selbstzerstörung, eingebettet in ein wunderschön düsteres Klangambiente auszeichnet.

Der Opener „Schnee ist das Blut der Geister„ beginnt ruhig, beinahe ambient, entwickelt sich dann rockiger, fast punkig. Synthies setzen dramatische Akzente, die weibliche Stimme im Kanon verstärkt die Melancholie – in sich stimmig, auch wenn der Gesang etwas zu präsent wirkt.
„Findling“ wirkt blackiger, das Tempo zieht an, und ist gesamt technisch stark. Der Gesang bleibt aber sehr dominant und stört phasenweise den Hörfluss. Dennoch eine starke Nummer durch die Mischung der Stilelemente und die hervorragende Gitarrenarbeit.
80er Jahre Feeling bekommt man, als „Yūgen“ mit, eingängigen Riffs und epischem Aufbau loslegt, die für den Heavy Metal dieser Zeit so markant waren. Die Violine, welche im Mittelteil die Gitarrenarbeit untermalt, bringt Atmosphäre, doch der Gesang wirkt überpräsent und rhythmisch unsauber – schade, denn instrumental hätte der Track viel Potenzial.
„Verbrannte Brücken“ setzt auf düstere Black-Metal-Stimmung, starke Riffs und klassischen Aufbau – doch auch hier wiederholt sich das Problem: Sehr gute instrumentale Basis trifft auf überinszenierten Herzschmerz.
Dass es auch anders geht, zeigt „Annapurna“ und sticht positiv heraus, denn der Gesang tritt etwas in den Hintergrund, was der stimmungsvollen Nummer guttut. Die Soli sind technisch stark, das Bild von Winter und Vergänglichkeit gelingt hier eindrucksvoll.
Mit marschierendem Blast im hohen Tempo und reißendem Riffing startet „Reminiszenzen einer Jugend“ – instrumental auf höchstem Niveau, und mit einer Atmosphäre, die mit gekonntem Wechsel zwischen den Stilelementen aus Avantgarde, Black Ambient-Black-Metal, Neofolk, Post Rock und Post Hardcore, sauber ausgearbeiteten Takt- und Tempowechseln zum Niederknien einlädt. Doch auch hier wird das Potenzial der Nummer durch den Gesang geschmälert. Die Stimme kommt stellenweise komplett aus dem Takt, arbeitet gegen den Rhythmus, wirkt überzogen dramatisch und überzeichnet – besonders textlich. Die Lyrics transportieren eine Stimmung, die so überspitzt ins Deprimierte kippt, dass sie eher an das Tagebuch eines schwerst pubertierenden 14-jährigen Emo-Goths mit akutem Liebeskummer erinnern als an ernsthafte emotionale Tiefe. Nach dem markerschütternden Schrei wird es noch pathetischer – man meint fast, der Sänger brauche ein Kreuz auf den Rücken, um das volle Martyrium zu verkörpern. Schade – denn instrumental ist das hier ganz großes Kino, während Vocals und Lyrics mehr an eine Seifenoper erinnern.
Die Reise endet mit  „Anemoia„, einer Nummer, die musikalisch äußerst stark dasteht: Gitarrenarbeit und Basslinie hervorragend, die Drums geben einen soliden Beat vor. Hier verzaubert die Einfachheit: Gitarre, Bass, Schlagzeug – kein übermäßiger Synthisizer, kein Keyboard und keine Violine, nur die Klassiker sorgen für Atmosphäre. Die tieferen gutturalern Vocals sind wieder etwas mehr in den Hintergrund gemastert, was den Track, im Gegensatz zu seinen Vorgängern, unglaublich stimmig macht. Die beste Nummer auf der Scheibe, die eigenständig hervorragend funktioniert, auch wenn sie stilistisch aus dem Gesamtbild der LP fällt

Fazit:
Marodeur ist atmosphärisch, melancholisch und handwerklich auf hohem Niveau – genau das, was man von KARG erwartet. Die Gitarrenarbeit ist stark, das Songwriting durchdacht und die Arrangements in vielen Momenten beeindruckend. Doch trotz aller instrumentalen Qualität bleibt ein zentrales Problem bestehen: Der Gesang ist oft zu dominant, rhythmisch unsauber und wirkt streckenweise überinszeniert. Wo Zurückhaltung mehr Wirkung entfalten könnte, kippt es manchmal ins Theatralische. Trotzdem liefert KARG mit Marodeur ein vielschichtiges, emotional aufgeladenes Album ab, das innerhalb seines Genres zweifellos seine Stärken hat – besonders dann, wenn Musik und Atmosphäre für sich sprechen dürfen.

Punkte: 6/ 10

Autor: Nicki

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