
Band: SIGH
Album: I Saw The World’s End – Hangman’s Hymn MMXXV
Genre: Avant-garde/Black Metal
Trackliste:
01. Introitus / Kyrie
02. Inked in Blood
03. Me-Devil
04. Dies Irae
05. The Master Malice
06. The Memories As A Sinner
07. Death With Dishonor
08. In Devil’s Arms
09. Overture
10. Rex Tremendae / I Saw The World’s End
11. Salvation in Flame / Confutatis
12. Finale: Hangman’s Hymn / In Paradisum / Das Ende
Die Urgesteine SIGH sind seit 1990 aktiv. In dieser langen Zeit entstanden 12 Alben sowie etliche EPs und Splits. Hier handelt es sich um das neu aufgenommene Werk Hangman´s Hymn aus dem Jahre 2007, es kommt nun mit neuem Sound und aktueller Besetzung zu erneuten Ehren.
Damals ging das avantgardistische Werk etwas unter und entsprach nicht den Ansprüchen den Band – so dachte sich Mastermind Mirai, mit dem heutigen Können die Songs in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.
Überfallsartig bricht das symphonische Blastgewitter „Introitus/Kyrie“ ohne Vorwarnung los, wobei alle Instrumente sehr klar und schneidig daherkommen. Die vielschichtigen Vocals fallen positiv auf, die komplexe Spielweise inklusive schnittiger Gitarrensoli und dezenter Orchestrierung gefällt. Auch die Texte sind einprägsam und somit verhakt sich der Opener schonmal gut im Langzeitgedächtnis. Kleine Spielereien wie eine Spieluhr und Samples gönnen uns eine Ruhepause, ein paar Orgeln erklingen, dazu choraler Gesang – ein Sammelsurium an Klängen, die aber doch stimmig und rund daherkommen. Der extravagante, expressionistische Gesang irgendwo zwischen Dani Filth und Udo Dirkschneider ist gewöhnungsbedürftig, aber charakteristisch. Die angethrashten Riffs treiben ordentlich an, die detailverliebten Gesangsarrangements und teils doppelstimmigen Gitarrensoli addieren technischen Anspruch. Seltsame Keyboards, opulente Bläser, pompöse Chöre, wieselflinke Blasts, eine Prise an Musical-Atmosphäre, hektische Breaks, komplexe Arrangements, groovige Riffs und einprägsame Textpassagen – da spielt sich eine Menge ab in den detailreichen und doch nachvollziehbaren Kompositionen. Dieses Album ist musikalisch sehr anspruchsvoll, aber mitnichten anstrengend. Knallharte Speederuptionen wie „Death With Dishonor“ fliegen in Überschallgeschwindigkeit daher, wogegen eine klassische Heavy Metal – Schlagseite mit galoppierenden Grundrhythmen beim locker-flockigen Highlight „In Devil´s Arms“ für hochgereckte Fäuste bei Iron Maiden-Freaks sorgt. Nach der instrumentalen Ruhepause „Overture“ ziehen SIGH beim Abschlusstripel nochmal alle Register ihres Könnens: choraler Bombast, entrückte Extravaganz, durchgeknallte Vocals, eine Prise Thrash, wohldosierte Komplexität und schöne Melodiebögen nehmen uns auf eine nicht ganz einfache, aber lohnenswerte und turbulente musikalische Abenteuerfahrt mit.
Fazit:
SIGH klingen, als wären Cradle Of Filth mit Thrash-Riffs gegen die Wand gefahren worden, um dann mit einer Extraportion Avantgarde und Durchgeknalltheit fixiert zu werden. Die Band schafft es, artistisch äußerst ansprechend und avantgardistisch zu agieren, ohne den roten Faden der Songs vollkommen zu verknoten.
Punkte: 9 / 10
Autor: Leonard