
Band: MOORGEIST / KLINGSOR / WALDSEEL / OF FOG AND NIGHT
Album: Weltenfeste I+II
Genre: Black Metal
Trackliste:
01. KLINGSOR – Glaring Light
02. KLINGSOR – Under A Million Burning Moons
03. KLINGSOR – Far Beyond The River
04. KLINGSOR – Was bleibt
05. KLINGSOR – Schierling
06. MOORGEIST – A Journey into the Unknown
07. MOORGEIST – Visions from the Cosmic Eye
08. MOORGEIST – Regained Wisdom of Ancestral Echoes
09. OF FOG AND NIGHT – Was der Winternebel verbirgt
10. WALDSEEL – M.N.V.O.H.I.
11. WALDSEEL – Sang wahrer Jäger
12. WALDSEEL – Old shades in a new garment
Vier Ein-Mann-Projekte – ein Sampler. Was passiert, wenn sich KLINGSOR, MOORGEIST, OF FOG AND NIGHT und WALDSEEL zusammenschließen, um gemeinsam in den Untiefen von Raw und Ambient Black Metal zu wühlen, zeigt die 12 Track starke Compilation Weltenfeste I+II
Die ersten fünf Tracks stammen von KLINGSOR, einem 2013 gegründeten Raw Black Metal-Projekt aus Mainz, das mehr durch Rauschen als durch Substanz auffällt. Technisch dünn, kompositorisch eintönig und im Mastering stark verbesserungswürdig. Was schon bei. „Glaring Light“ losgeht, einem belanglosen Intro, weder gut noch schlecht, sondern einfach da und ohne konkreten Kontext zur Nummer 2
„Under A Million Burning Moons„, die sich als ganz solider Raw Black, aber durch Midtempo und gleichbleibendem Beat, bei räudigem Mastering, recht unauffällig und ohne Wiedererkennungswert zeigt. Die Blasts verlieren sich im Soundmatsch, von musikalischem Anspruch keine Spur, weshalb es auch nicht gelingt, einen gewissen Spannungsbogen aufzubauen. Wieder komplett ohne Kontext und Sinn verhält es sich auch bei Nummer drei „Far Beyond The River„, einem Instrumentaltrack ohne Instrumente – stattdessen Wassergeplätscher mit Synthesizer in Endlosschleife. Auf Dauer nervtötend und aufreibend.
Track 4 hat den klangvollenTitel „Was bleibt“ und ist ein Paradebeispiel für missglückte Ambitionen, denn durch das klirrende Klavier, die schlecht gemachten Synthielemente und die viel zu lauten Drums verliert sich der Rest in einem dahinterliegenden undurchdringbaren Geräuschpotpourri. Gegen Mitte hin wird jedem das Fremdschämen gelehrt, denn der Sprechgesang über die Sterne und den Himmel in übertriebener Dramatik lässt jedermann peinlich berührt zurück. Was bleibt sind jedenfalls Kopfschmerzen. Das Drama kommt mit „Schierling„, einem weiteren Instrumental ohne Instrumente, zum Höhepunkt– absolut überflüssig, aber endlich das Ende der Qualen.
MOORGEIST übernimmt ab Track 6 – mit besserer Atmosphäre und deutlich hörbarem Unterschied im Soundbild, aber ähnlich schwacher Substanz. Was „A Journey Into The Unknown„, ein instrumentales Intro mit viel Synth aber dafür kaum Struktur schon erahnen lässt. Besser wird’s auch in „Visions From The Cosmic Eye“ und „Regained Wisdom Of Ancestral Echoes“ nicht. Beide Tracks klingen als wäre es einer – atmosphärisch:, definitiv – ja, leider von lähmender Monotonie, durch den ständig gleichbleibenden Takt und Rhythmus, die auch vom durchaus schönen, fast schon sakralen Gesang nicht durchbrochen wird. Grundsätzlich eine interessante Idee, Raw Black mit dieser Art Gesang zu kombinieren – in dem Fall fehlt aber wieder die Variation, der Spannungsbogen und die dramaturgische Entwicklung. Von technischen Elementen träumt man hier ebenfalls vergeblich, genauso wie von sauberem Mastering.
OF FOG AND NIGHT gibt sich beim Track neun „Was der Winternebel verbirgt“ die Ehre – oder besser gesagt, dem Hörer den letzten Rest:
Die Nummer ist der absolute Tiefpunkt des Samplers: Sludge-Tempo, kaum wahrnehmbare Vocals und ein Klangbild aus reinem Rauschen. Der Versuch, Raw Black ins Extrem zu treiben, kippt hier vollends in Richtung Unerträglichkeit.
Mit einem unguten Gefühl in der Magengrube wartet man ab diesem Punkt auf den Beitrag von WALDSEEL und wird angenehm überrascht, denn das 2008 gegründete Einmann – Projekt aus Sachsen rettet, was zu retten ist – und zeigt eindrucksvoll, wie Raw Black Metal auch klingen kann, wenn man weiß, was man tut.
Schlicht, rau und böse zeigt sich „. M.N.V.O.H.I.„. Auch hier findet man genretypisch, zwar keine herausragende Technik, dafür aber atmosphärisch starke Klangelemente und hörbares Mastering, sowie Takt und Tempiwechsel, klar erkennbare Strukturen und passende Ambient-Einschübe.
Druckvoll und wuchtig geht’s mit „Sang wahrer Jäger“ weiter. Eine Nummer die zum Genre passt: Keine Schnörkel und besondere Stilelemente dafür aber bissige Riffs , reißende Blasts und eine absolut böse und hexische Voice, die eine großartige Atmosphäre, ganz im Stile von früheren Darkthrone oder alten Horna schafft.
Zu Ende geht die Reise mit „Old Shades In A New Garment“. Einer atmosphärisch dichten Nummer die durch klaren Aufbau, stimmigen Sound und abwechslungsreichen Takt und Tempiwechsel glänzt. Musikalisch ist „Old Shades In A New Garment“ zwar auch keine Offenbarung, aber definitiv überzeugend und absolut genretypisch räudig.
Fazit:
Weltenfeste I+II ist ein durchwachsenes Split-Release mit einem klaren Qualitätsgefälle: Während WALDSEEL beweist, dass Raw Black Metal trotz Einfachheit atmosphärisch dicht und hörbar sein kann, scheitern KLINGSOR, MOORGEIST und OF FOG AND NIGHT an den eigenen Ansprüchen. Mangelhaftes Songwriting, nicht vorhandene Technik und Struktur im Aufbau der Nummern , zu viel Belanglosigkeit durch Spielereien mit dem Synthesizer und ein Mastering, das sogar für Raw Black als unzureichend empfunden wird, prägen große Teile der Platte. Für Underground-Sammler und Szene-Insider mag die Compilation dennoch ihren Reiz haben – als Mahnmal dafür, dass Lo-Fi und Authentizität kein Freifahrtschein für schlampige Produktion und Ideenarmut sind. Die Punkte , die hier vergeben wurden, haben lediglich WALDSEEL eingefahren – ansonsten wär die Platte wohl mit NULL oder EINS ausgestiegen.
Punkte: 4/ 10
Autor: Nicki