AEONYZHAR – The Profane Era (2025)

Band: AEONYZHAR
Album: The Profane Era
Genre: Symphonic Death/Black Metal

Trackliste:
01. A New Age Of Enlightenment
02. I Spit in the Face Of Forgiveness
03. Hymn Of The Golden Age
04. Divine Hybrid Euphoria
05. The Profane Era
06. Proclamation
07. Illuminate
08. Ulysses
09. Dystopia
10. Non Serviam

„Gut Ding braucht Weile“, das kennen wir alle – und manchmal dauert es dann doch länger. AEONYZHAR haben sich mit ihrem ersten vollen Album tatsächlich Zeit gelassen. Es gab zwar 2008 ein Demo, 2013 eine EP, wirklich aufgefallen sind die 5 Herren aus Hannover damit allerdings nicht. Während das Leben also passierte, hat das Quintett fleißig geprobt, Songs geschrieben und auch Parts aufgenommen, die schlussendlich 2025 – immerhin 21 Jahre nach dem ersten Zusammentreffen, 19 Jahre nach der offiziellen Bandgründung – ins Debütalbum mündeten. Mit 10 Songs auf knapp 39 Minuten zeigen AEONYZHAR nun aller Welt ihre Idee von Symphonic Death/ Black Metal.

Der Albumtitel The Profane Era verführt ein wenig dazu, ein Konzeptalbum zu erwarten. Tatsächlich drehen sich die Lyrics auch um das Themenfeld Philosophie, Spiritualität, Religion, Glaube aber wohl aus einer ‚profanen‘, ‚erleuchteten‘ Perspektive. Die Positionierung scheint eine sehr persönliche zu sein, undogmatisch, stimmungsabhängig, aber offenbar ist dieser Blick in die Welt zentral für die Lyrics auf dem Album. Musikalisch versprechen die Hannoveraner ihren eigenen Stil, einen über die Jahre entwickelten Blend aus der rohen Wildheit des Black und Death, mit orchestralen, getragenen Passagen. Nach einem eben solchem orchestralen Instrumentalstück als Opener bricht der erste Song „I Spit In The Face Of Forgiveness“ mit roher Brutalität die Illusion der orchestralen Schönheit. Ein brutales Riff, gnadenlose Drums, aggressive, wütende, gegrowlte Vocals fühlen sich an wie ein überraschender Schlag in die Magengrube. Nach der nötigen ersten Orientierungsphase blitzen im Hintergrund Streicher auf, zeichnet sich im Chorus sowas wie eine Melodie ab, glänzen Gitarrensoli und geben ruhigere Passagen etwas Raum. Ein gut gewählter erster Song, zeigt er doch die Richtung, in die es in der kommenden halben Stunde gehen wird. Es ist keine Blaupause, aber doch ein guter Eindruck des Stils AEONYZHARs. In der Folge bekommt man noch zusätzliche Facetten zu hören: theatralisch-progressiveartiges Intermezzo in „Hymn Of The Golden Age„, dunkle, schwere Riffs, die in „Divine Hybrid Euphoria“ in einem merkwürdigen Kontrast mit einer Klavierlinie vor einer Streicherwand stehen, einem mächtigen, stimmungsvoll-dynamischen „Illuminate“ oder dem mir etwas unentschlossen wirkenden „Utopia„, in dem, neben einer großen Vielfalt, auch deutlich wird, dass Industrial Inspiration geliefert hat. Insgesamt sind die Songstrukturen einigermaßen konventionell: druckvollen, aggressiven Parts folgen ruhigere, angereichert mit fast obligaten Gitarrensoli. Erstaunlich gut gelungen sind die orchestralen Arrangements, auch wenn sich die Band da wohl – weitestgehend – aus Sample-Bibliotheken bedienen musste. An der einen oder anderen Stelle scheint aber doch ein echtes Instrument von einem echten Musiker eingespielt worden zu sein, wie das Klavier in „Illuminate„. Die Produktion ist ausgesprochen sauber, jedes Instrument findet Raum, die Vocals sind weitgehend gut verständlich, das orchestrale Arrangement lebendig und nicht klebrig zudeckend.

Fazit:
AEONYZAHR haben über 20 Jahre hinweg ihren musikalischen Stil entwickelt und fühlen sich hörbar wohl in der Mischung aus Black, Death und Orchester. Progressive-anmutende Akzente und einzelne Industrialanleihen vervollständigen die bandeigene, durchaus eigenständige Klangwelt. Das Album hinterlässt einen sehr soliden Eindruck, ist mehr als nur eine Talentprobe und sicher interessant für Hörerinnen, die angeschwärzten Death mit Progressive-Elementen mögen, als auch Liebhaberinnen von unpathetischen, nicht klebrigen orchestralen Passagen sind.

Punkte: 7/ 10

Autor: distelsøl