
Band: KEXELÜR
Album: Epigrama de un pasado perdido
Genre: Experimental Black Metal
Trackliste:
01. Vestigios del enajenado por la antracita
02. Ningún resplandor evitará el final
03. Epigrama de un pasado perdido
Nach zwei Demos und einem Split legen KEXELÜR nun ihr erstes vollständiges Album vor – bestehend aus gerade einmal drei Experimental-Black-Metal-Tracks. Man könnte meinen, drei Stücke reichen nicht für ein komplettes Album, doch hier trifft wohl das Sprichwort „klein, aber oho“ voll ins Schwarze: Jeder einzelne Track bringt eine Länge und Intensität mit sich, die den Begriff „EP“ schnell vergessen lässt.
Der Opener „Vestigios del enajenado por la antracita“ beginnt mit einem bedrohlichen Intro aus Hall und Bass, gefolgt von doomigem Gitarrenpart und schnellem Blast. Die keifenden, rauen Vocals sind in den Hintergrund gemischt, ein starkes Gitarrensolo sorgt mitten im Lärm aus Blast und Noise für Verwirrung, bevor es im selben Stil weitergeht. Das Mastering wird klarer, ohne Tempo zu verlieren, Kanons und Sprechgesänge kommen hinzu – eine Nummer mit Wow-Momenten.
„Níngún resplandor evitará el final“ bringt über 13 Minuten Soundchaos. Nach einem langen Marduk-artigen Intro geht es mit rauer Gitarre, gutturalem Gesang und einem Schlagzeug weiter, das durch das Mastering fast zu dominant wirkt. Die technisch cleveren Gitarrensoli schaffen Highlights im rauen Klangbild. Im ruhigen Mittelteil stimmt das Verhältnis, das Solo glänzt – dann kippt der Track in überlangen Glockenklang und nichtssagende Ambientstrecken.
„Epigrama de un pasado perdido“ startet atmosphärisch mit Synthisizer und Cembalo, kippt aber bald in Highspeed-Black-Metal mit gleichbleibender Melodie, was trotz Tempo einschläfernd wirkt. Nach vier Minuten kommt ein Reiterblast mit verwaschenem Mix, undefinierbarem Klang und Sprechgesang. Erst nach einem Gitarrenbreak wird die Nummer greifbarer, die Vocals setzen sich ab, bevor das Stück sich mit Sprechgesang auflöst.
Fazit:
Epigrama de un pasado perdido zeigt, dass bei KEXELÜR jede Menge Potenzial vorhanden ist – sowohl musikalisch als auch konzeptionell. Doch „experimentell“ sollte nicht bedeuten, aus allem ein klangliches Potpourri zu machen oder Instrumente, die zur Untermalung gedacht sind, dominierend in den Vordergrund zu mischen. Auch das Subgenre Raw Black Metal muss nicht zwingend mit Glockengebimmel und Ambientfragmenten umhüllt werden, um neu zu wirken. Experimentell heißt: eigenständig, unkonventionell – aber dennoch hörbar. Und genau da liegt die Herausforderung: Die Ideen sind da, die Ansätze stark – doch an der Ausgewogenheit fehlt es noch. Wer aber bereit ist, sich auf das Chaos einzulassen, entdeckt zwischen den Ecken und Kanten ein spannendes Debüt mit Platz nach oben.
Punkte: 7/ 10
Autor: Nicki