
Band: AKANTOPHIS
Album: Erneuerung
Genre: Black Metal
Trackliste:
01. Spot
02. Lobotomie
03. Perforation
04. Renewal
05. Horizont aus Glas
06. # 9010
07. See Me
AKANTOPHIS wurden bereits 1999 aus der Taufe gehoben, dennoch ist die Diskografie noch nicht besonders umfangreich: ein Live-Album 2003, ein Demo im selben Jahr, eine EP 2018, eine Single 2020 und nun das erste volle Album Erneuerung. Ungewöhnlich, aber die Erfahrung macht sich bestimmt bezahlt.
Chaotisch, unbequem in seiner unmelodischen Ausführung und irgendwie ohne roten Faden erwischt mich Erneuerung zu Beginn komplett auf dem falschen Fuß. Diese disharmonischen Sequenzen tun später den Nerven und Ohren nicht besonders gut, doch es tauchen immer wieder schöne Melodiefetzen auf; die kratzbürstigen Vocals packen dich fies und mit eiskalter Hand am Genick. Für Schöngeister und Harmoniesuchende gibt es hier wenig zu holen, die komplexe, progressive Spielart verlangt dem Auditorium alles ab. Ritualistische Drums und Sprechgesang beschwören eine düstere, pechschwarze Stimmung herauf, Erneuerung klingt wie ein schauriges Heavy Metal-Hörspiel. Die verzweifelten Schreie des Vokalisten werden bestimmt nicht allerorten auf Anklang stoßen, die seltsame Rhythmik ebensowenig, kurzzeitig kommen sogar Swing-Takte vor. Beklemmend und nervenaufreibend legt sich die seltsame Skepsis durch die eingeflochtenen Wimmerlaute auch keineswegs, da wabert und geistert es in richtig zäher Manier. Mir scheinen einige Speedattacken ein ganz klein wenig neben der Spur zu sein – da verstärkt sich das schaurige Gänsehautgefühl zusehends. Einige Gitarrenparts klingen, als wären sie ein klein wenig zu langsam aufgenommen worden – das ist eigen(artig) und schneidet sich tief ins Mark. Für angenehmen Hörgenuss ist dieses Werk also keineswegs geschaffen – wer Harmonie braucht oder schöngeistige Refrains bzw. Hooks, der wird hier die Beine in die Hand nehmen und Reißaus nehmen so schnell es geht. Dennoch entwickeln Tracks wie das hypnotische „Renewal“ eine gewisse abstruse Faszination, ein paar doomige Einflüsse wie beim ausufernden Finale „See Me“ bringen die Laune auch nicht zum Überkochen und ziehen dich noch tiefer in die Abgründe der disharmonischen Tiefe, vor allem das abschließende Soundgewaber tut weh. Als „Eine kleine Nachtmusik“ würde ich das herausfordernde Geduldsspiel absolut nicht empfehlen, eher klingt dies wie eine kleine [Nerven-]Schlachtmusik – und unsere Nervenstränge bedürfen der titelgebenden Erneuerung. Wenn Musik Schmerzen hervorrufen könnte, würde ich mich am Boden krümmen…!
Fazit:
Selten habe ich so ein anstrengendes, nervenplanierendes Stück Musik gehört: Vocals, Gitarrenmelodien, Rhythmik – alles scheint hier auf eine abstoßende, kratzbürstige Stimmung und Wirkung abzuzielen. Nur marginal gönnen uns AKANTOPHIS eine Atempause und streuen sphärische Parts oder dezent melodische Nuancen ein, um danach nur umso giftiger ihre Akustikkrallen ins Nervenkostüm des geplagten Hörers zu schlagen. Ich brauch mal ein Aspirin, Globuli oder Baldriantropfen und frage bei den Nachbarn nach, ob sie eh keine Schäden beim Passivhören davongetragen haben…
Punkte: 7 / 10
Autor: Leonard