
Band: TIME AND THE HUNTER
Album: Weapon Pt. 1
Genre: Darkwave /Electronic Rock
Trackliste:
01. Mycelium
02. The Great Disturbance
03. The Following Silence
04. The Deep
05. Preamble
06. Sundial
07. Chaos and Stones
08. Lyrica
09. Ars et Bestia
10. Berlin
Der erste Blick auf das einfache, ungewöhnliche und stilvolle Cover lässt sofort die Handschrift von Niklas Sundin erkennen – TIME AND THE HUNTER nennt sich die neue Spielwiese des ehemaligen Dark Tranquillity-Gitarristen. Vokalistische Unterstützung bekommt er hier von Enrico Longhin (The Moor).
Musikalisch geht das Duo auf Weapon Pt.1 in eine emotionale und feinfühlige Richtung. Die Gänsehautstimme betört schon beim Opener „Mycelium“ mit fragilen und kraftvollen Timbres. Sanft integrieren sich dezente moderne Einflüsse, elektronische Percussions und feine Keyboardlinien, die sich federleicht über die Kompositionen legen. Leider geht das erste Stück unspektakulär und recht uninspiriert mit einem nichtssagenden Fade-Out zu Ende und hinterlässt ob der sonstigen Klasse des Songs ein großes Fragezeichen. Abgesehen davon bietet das Duo opulent aufgebauschte Melodiebögen, dramatische Gitarrenmelodien, ruhige Atempausen, hochemotionale Gesangseinlagen und jede Menge moderner Klänge, die aber sehr bedacht eingesetzt werden. Falls ihr Haven von Dark Tranquillity [minus Metal] oder neuere Katatonia mögt, werdet ihr auch hier einen sicheren akustischen Hafen finden. Highlight: das Duett von Enrico und Gast Mikael Stanne am Beginn und im Verlauf von „The Following Silence„, das behutsam trippige Rhythmen als Klangteppich nutzt und sich stetig steigert – doch die moderne Ausrichtung wird den Scheuklappenmetaller vor den Kopf stoßen. Im weiteren Verlauf finden sich viele akustische Feinheiten: harmonische Pianoweisen, wunderbare Vokallinien, kontemplative Keyboard-Schwelgerei, kraftvolle Percussions, intuitive Vokaleffekte, samtweiche Refrains, aufbrausende Sequenzen, hypnotisch tanzbare Rhythmen („Sundial„), unaufdringliche Refrains („Chaos And Stones„), Orchestrierungen wie Pinselstriche oder opulent geschichtete Klangwellen („Lyrica„) – dieser Klangmagie lauscht man gebannt bis zum epischen Breitspurfinale „Berlin“ mit butterweichem Frauengesang als Sahnehauberl.
Fazit:
Weapon Pt.1 offeriert über weite Strecken filigrane, zurückhaltende Musik und schöpft seine positive Sonnenaufgangs-Energie aus behutsamen Ausbrüchen, toll integrierter Moderne und gekonnten Keyboardteppichen, die eine vereinnahmende Wirkung entfachen. Ein stilles Feuerwerk an Emotionen, ein lodernder Ozean aus Klängen, die dich umarmen und unglaubliche Schönheit ausströmen. Kleines Manko: die vorschnellen Fade-Outs einiger Stücke – eine minimale Trübung dieses hellschwarz schimmernden Kleinods!
Punkte: 9 / 10
Autor: Leonard