SHADECROWN – 0 (2025)

Band: SHADECROWN
Album: 0
Genre: Melodic Death Metal

Trackliste:
01. The Art Of Griefing
02. In A State Of Agony
03. Fragile Chapters
04. Gone
05. Zero
06. Under The Waves
07. Inadequate
08. Tear-blind
09. Repentance

Wahrscheinlich steht Finnland für kein anderes Metal-Subgenre so wie für Melodic Death Metal. Die Fülle an finnischen Bands, die dem MDM zuzuordnen sind, ist schlicht unüberschaubar, umso schwieriger ist es aber auch ein Alleinstellungsmerkmal zu entwickeln und aus der Masse herauszustechen. SHADECROWN ist das durchaus gelungen, wie hier nachzulesen ist, wurde ihr letztes Album Shadecrown – Solitarian (2021) ja hochgelobt. Im Juli 2025 erscheint nun das neue Album 0.

Es dauert keine 10 Sekunden und man weiß nach dem Höreindruck: jep, ich bin jetzt im Melodic-Death-Universum unterwegs. Ein klassisches MDM-Riff eröffnet den Song „The Art Of Griefing„, eine weibliche Stimme sorgt für sphärisch anmutende Harmonien. Die Melodie treibt den Song voran. Später setzen die harschen Vocals ein, wie so oft im Melodic-Death eine Blaupause aus Beauty and the Beast und für mich nicht anbindbar, an die Kunst des Trauerns. Die Finnen können es aber auch direkter. Mit „In A State Of Agony“ platzieren sie sich doch deutlicher beim Death. Schwere dunkle Gitarren poltern, harsche Vocals brüllen glaubwürdig ihre Qual in die Welt hinaus. Freilich geht es auch hier nicht ohne tragende Melodie, aber bleibt es doch eher rustikal. Überhaupt ist festzuhalten: SHADECROWN bedienen das gesamte Spektrum des modernen Melodic Death Metal. Da ist alles mit dabei von rustikal über melodiös bis schnulzig. „Under The Waves“ wird von einem zarten Akustik-Intro eröffnet, das in eine mächtige Klangwolke übergeht, die Vocals führen von Flüstern, zerbrechlichen, klar gesungene female Vocals, im Duett mit harrschen und gutteralen Vocals durch die wunderbare Melodie, die später noch in beeindruckender Art von der Leadgitarre aufgegriffen wird und eine weitere Duett-Sequenz bildet. Eher auf der schnulzigen Seite des Spektrums ist „Tear-Blind“ zu finden. Saxophon aus dem Keyboard und ein Cello kontrastrieren mit akustischer Gitarre, der mächtige Klangraum, der im Laufe des Songs entsteht, überlagert, deckt zu, wird zunehmend klebrig und gipfelt in einem fast kitschigen Duett. Es kann auch zu viel sein. Im Closer „Repentance“ wird es dann nochmal ein bisschen düsterer und dreckiger, auch das Tempo zieht an, das ist dann doch ein versöhnlicher Abschluss.

Fazit:
SHADECROWN liefern mit 0 ein Melodic Death Metal-Werk ab, wie es wahrscheinlich schon in finnischen Schulbüchern steht: Mit Könnern an den Instrumenten, feinem Songwriting, verzaubernden Melodien und der Portion Epicness, die für MDM unerlässlich ist. Wie es sich für MDM gehört, wird dick aufgetragen. Das ist an der einen Stelle wunderbar und mächtig, anderswo wird es zu viel und klebrig, werden Details unter einem Klangberg begraben und klingt es stellenweise mehr nach einem schnulzigen RomCom-Soundtrack. Wem das gefällt, wird von 0 hellauf begeistert sein.

Punkte: 7/ 10

Autor: distelsøl