SAOR – Amidst The Ruins (2025)

Wer mag stimmungsvolle, kraftvolle und beseelte Musik mit Tiefgang? Dann seid ihr mit dem 6. Album des in Schottland beheimateten Soloprojekts SAOR genau richtig. Wir finden authentische Folk-Einflüsse in Form von Flötenklängen, wehmütige Weisen, epischen Großmut, feine Drumfiguren, zackige Blasts und vereinzelt unterstützene Vocals, die genretypisch harsch grollend tönen. Minutenlang schwebt die Musik rein instrumental elegant dahin, variiert fließend das Tempo und offeriert viele breite Melodie- sowie Spannungsbögen. Die exzessiven Spielzeiten der Songs fordern den Hörer heraus, doch durch den geschickten Einsatz von ruhigen, sanften Elementen und dann wieder schnelleren Ausbrüchen kommt Dynamik ins Spiel. Besonders cool gelingen die Steigerungen aus der fast meditativen Kontemplation heraus, als würde die Musik gewaltig Atemholen und dann immer mehr anschwellen, um schließlich moderat zu explodieren. Sehnsuchtsvolle Streicher geben riffenden Gitarren die Führung in die Hand, dann haben wieder flirrende Drums und heroischer, teils mehrstimmiger Gesang die Vorherrschaft. Die Geige hat öfters ein gewichtiges Wörtchen mitzureden, wogegen die Stimme sparsam eingesetzt wird. Locker-luftiger Folk und ausladende Melodik verbinden sich zu einem stimmungsvollen Ganzen, der Fokus liegt auf der Kreation von Bildern im Kopf und nicht auf eingängigen, kurzlebigen Hits. Das mystische, reduzierte Stück „The Sylvan Embrace“ verharrt mit geflüsterten Worten in komplett sanften Gefilden und ebnet den Boden für das breite Finale „Rebirth„, bei dem das Tempo harsch angezieht. Zudem haben treibende Grooves, ein Hauch Progressivität und ein ausgedehnter Part zum Durchatmen ihren Anteil am durchschlagenden Erfolg der dynamischen Darbietung.

Fazit: Nehmt euch Zeit, um in den epischen, weit ausgerollten Klanglandschaften zu versinken. Herzlich, authentisch und voller Power nehmen euch SAOR auf eine ausgiebige, folkige Soundreise mit.

Punkte: 9 / 10

Autor: Leonard