MÖRKVIND – Versunkenes Reich (2025)

Band: MÖRKVIND
Album: Versunkenes Reich
Genre: Atmospheric Black Metal

Trackliste:
01. Naturherz
02. Weltenbrand
03. Zeit der Finsternis
04. Versunkenes Reich
05. Wir
06. Der letzte Ritt
07. Blüte

Mit Versunkenes Reich präsentieren MÖRKVIND ihr inzwischen drittes Studioalbum – ein italienisch-deutscher Zusammenschluss aus dem Bereich des Atmospheric Black Metal, der sich seit 2018 seinen Platz im Underground erarbeitet hat. Der Titel wirkt programmatisch: tiefgründig, etwas entrückt – und genau das erwartet den Hörer auch musikalisch – eine düstere Reise durch Soundlandschaften zwischen Synthielastigkeit und harscher Schwarzmetall-Ästhetik.

Der Opener „Naturherzbeginnt mit einem epischen Drumpart im Slowtempo, getragen von Gitarrensound und Synthiehintergrund – was leicht an Einherjer erinnert –, bevor ein eingängiges Solo die Nummer eröffnet. Hexisch-gutturale Vocals bleiben über einem gleichbleibenden Beat präsent und erinnern stellenweise an Abbaths legendäres Gekeife. Der Songaufbau – gut hörbare Vocals über langsamem Beat und höheres Tempo im Instrumentalteil – weckt Erinnerungen an Menhirs Kompositionsstil, auch wenn die ganz große Epik hier ausbleibt.

Ganz anders beiWeltenbrand„: Der fast filmmusikartige Einstieg erzeugt sofort Atmosphäre, bevor sich die charakteristische Stimme erneut über einen dichten, melodischen Soundteppich legt. Die durchgehende Melodie ist zwar stark Synthie-lastig, bleibt aber im Ohr. Das Tempo hält sich im mittleren Bereich, während ein im Hintergrund eingewobenes Solo zusätzliche Tiefe verleiht. Harte Riffs, beißende Leads oder dominierende Blastbeats sucht man hier vergeblich – stattdessen bestimmen breit angelegte Klangflächen das Geschehen.

Spätestens mit „Zeit der Finsternis“ kristallisiert sich heraus, dass man es hier mit einem eher softeren Vertreter des Genres zu tun hat. Obwohl der Track wuchtig startet, dominieren erneut die Synthies das Geschehen. Auch wenn der Songaufbau ein wenig an Satyricons Mother North erinnert, gelingt es nicht, eine ähnlich dichte Atmosphäre oder musikalische Wucht zu erzeugen, was schade ist, denn ein bisschen mehr Gitarre und ein bisschen weniger Keyboard hätten es durchaus möglich gemacht, einen ähnlich epischen Track wie die Altmeister aus Norwegen zu schaffen.

Ein klarer Höhepunkt ist „Versunkenes Reich“ – der Titelsong bringt alles mit, was das Genreherz höherschlagen lässt: hexisch-keifende Vocals über druckvollen Drums, technisch sauberer Gitarrenarbeit und einem treibenden Beat. Trotz des nach wie vor präsenten Synthiesounds ist die Nummer strukturell durchdacht und technisch gelungen. Der Rest bleibt – wie so oft in diesem Subgenre – Geschmackssache.

Was sich die beiden Musiker bei „Wirgedacht haben, bleibt hingegen ihr Geheimnis. Die Nummer fällt komplett aus dem Rahmen: Wie ein 80er-Jahre-Robert-Tepper-Medley dudelt der Track über fünf Minuten vor sich hin und wirkt dabei aufdringlich und nervtötend. Der Synthesizer wird hier bis zur Schmerzgrenze ausgereizt – eindeutig zu viel des Guten.

Der letzte Ritt“ beginnt ohne Pomp und mit zurückgenommenem Synthie-Einsatz. Endlich entsteht Atmosphäre, die ausschließlich durch einen durchgängigen Riff sowie treibenden Reiterbeat getragen wird – sehr gelungen.

Mit „Blüte“ wird es anfangs wieder nach 80er Jahre – das Intro klingt nach Blechbüchse, man möchte fast die Augen verdrehen. Doch sobald der Track im mittelhohen Tempo Fahrt aufnimmt, entfaltet sich eine Wucht, die vor allem durch die treibenden Drums und die mächtige Stimme entsteht. Der Synthie ist zwar wieder da, bleibt aber angenehm dezent im Hintergrund. Im Vordergrund stehen Gitarrenarbeit und hexisch-keifende Vocals – ein gelungener Abschluss.

Fazit:
Versunkenes Reich ist ein Album mit spürbarem Potenzial – atmosphärisch dicht, handwerklich streckenweise überzeugend und mit einer klar erkennbaren Idee. Was dem Ganzen jedoch oft im Weg steht, ist die übermäßige Abhängigkeit vom Synthesizer, der vielen Tracks die Wucht und Geradlinigkeit nimmt, die der Platte guttun würden. Besonders in den stärkeren Momenten zeigt sich, dass MÖRKVIND sehr wohl wissen, wie man Atmosphäre und Spannung aufbaut, und zwar in diesen, in denen der Fokus auf Gitarrenarbeit, Struktur und Dynamik liegt. Übertriebene Experimente wie „Wir hingegen reißen nicht nur atmosphärisch raus, sondern auch das Gesamtbild unnötig ein. Bleibt zu hoffen, dass das nächste Werk mehr auf Konsequenz und weniger auf klangliche Experimente setzt – dann könnte es richtig stark werden.

Punkte: 7/ 10

 

Autor: Nicki