Band: MIDNIGHT CALLINGS
Album: Transneptunian
Genre: Black Metal
Label: Schattenkult Produktionen
Trackliste:
01. Singularity
02. Transneptunian
03. Hidden Giant
04. Vortex of Time

Die mysteriösen Underground-Blacker von MIDNIGHT CALLINGS bringen mit Transneptunian bereits ihr drittes Studioalbum auf den Markt und haben sich seit dem letzten Release Pilgrims of the Black Hole (2016) kaum verändert. Wie die Vorgängerscheibe kommt die neue Platte extrem raw blackig und mit räudigem 90er Jahre Mastering, wenn auch deutlich ambientartiger und atmosphärischer daher und schafft durch den schlichten Aufbau eine nostalgische Klanglandschaft, die Fans dieser Nische begeistern wird, was schon im Opener „Singularity“ deutlich wird.
Der Track leitet mit einem gefährlichen Gitarrenmoll ein und baut über Doubleblast und gängiges Reiterriff Spannung auf, auch wenn das Mastering gewohnt roh bleibt und die Vocals mysteriös im Hintergrund liegen. Nach etwa fünf Minuten Gewummer, das durchaus monoton anmutet, erfolgt der stilistische Bruch: Der Track bremst ab, gleitet in das oben beschriebene Ambientartige – nur um erneut in gewaltigem Blast und giftigem Riffing zu explodieren.
Große Technik oder Abwechslung sucht man auch in der Nummer zwei der Scheibe vergeblich. Der Titeltrack „Transneptunian“ folgt dem Beispiel des Openers und rumpelt, ganz im raw-blackigen Stil von Satanic Warmaster oder Ildjarn, dahin , wenn auch das Mastering à la kaputter Kinderkassettenrecorder hier neue Ausmaße annimmt . Hier könnte man überdenken, ob das wirklich nötig ist, denn aus dem mit viel zu viel Hall überbetonten Potpourri sind die einzelnen Instrumente kaum herauszuhören, was die Scheibe bereits nach den ersten beiden Tracks, besonders in Hinblick auf die doch sehr gelungene Gitarrenbridge in der Mitte der Nummer, die im Mix völlig untergeht, anstrengend macht.
Man möchte meinen, eine alte Scheibe von Darkthrone oder Horna zu hören, sobald die ersten Töne von „Hidden Giant“ mit rasendem Hyperblast aus den Lautsprechern dröhnen. Das war’s allerdings auch schon, denn viel mehr hört man, wegen des extrem räudigen und verschwommenen Masterings, das hier nochmals auf die Spitze getrieben wird, nicht, auch wenn sich bei aufmerksamem Zuhören neben dem gleichbleibenden Tremolo einige Quintakkorde oder Dissonanzen heraushören lassen. Dennoch ist die Nummer keinesfalls langweilig, denn mehrere Takt- und Tempiwechsel sorgen für Abwechslung.
Beim Closer „Vortex of Time“ ändert sich stilistisch nicht mehr viel. Eine Raw-Black-Nummer der alten Schule, die dem Beispiel der drei Vorgänger, auch wenn sie ruhiger, schwerer und wieder ambientartiger daherkommt, folgt. Harte Blasts oder giftiges Riffing sucht man hier vergeblich, denn der Track schleppt sich über 6 Minuten in gleichbleibender, fast hypnotisch wirkender Melodieführung dahin, was am Ende nochmal ordentlich Energie beim Zuhören kostet und definitiv hypnotisch, wenn nicht sogar einschläfernd wirkt.

Fazit:
Transneptunian ist zweifellos ein ehrliches Stück Raw Black Metal – kompromisslos, kalt und tief in der 90er-Tradition verwurzelt. Doch wo andere Veröffentlichungen dieser Nische aus roher Einfachheit Atmosphäre schöpfen, verlieren MIDNIGHT CALLINGS sich hier in endloser Wiederholung. Das übermäßig räudige Mastering, das wohl Authentizität erzeugen soll, nimmt der Platte viel von ihrer Wirkung und lässt selbst gelungene Ansätze – wie die vereinzelten Gitarrenbridges – im Nebel untergehen. Zwischen all dem Hall, Tremolo und Rauschen bleibt am Ende nur wenig Greifbares zurück. Ein Werk für Liebhaber des kompromisslos rohen Sounds, das aber etwas mehr Struktur, Klarheit und Mut zur Variation gut vertragen hätte.
Punkte:
Autor: Nicki
