
Band: MAWIZA
Album: ÜL
Genre: (Indigenous) Groove Metal
Trackliste:
01. Wingkawnoam
02. Pinhza Ñi pewma
03. Ngulutu
04. Nawelkünuwnge
05. Mamüll Reke
06. Wenu Weychan
07. Lhan Antü
08. Kalli Lhayay
09. Ti Inan Paw-Pawkan
MAWIZA ist eine Groove Metal-Band aus dem chilenischen Gebiet Wallmapu, die ausschließlich in der Sprache Mapuzungun singt und sich für die Bewahrung der indigenen Mapuche-Kultur, Natur und Biodiversität einsetzt. Die Band wurde 2014 zunächst unter den Namen NUNCA SEREMOS DICHOSOS gegründet und verwendete zunächst vor allem Spanisch als Sprache. Nach einigen Besetzungswechseln haben sie sich 2021 in MAWIZA umbenannt und beschlossen, nur noch Lyrics in Mapuzungun zu verwenden. 2025 nun veröffentlichten sie ihr Album ÜL, das modernen Groove-Metal mit spirituellen Elementen der Mapuche verbindet und den Respekt vor allen Lebensformen betont.
Gelegentlich werden Exoten in den europäischen Metal-Markt gespült, die häufig traditionelle Instrumente und kulturtypische Kompositionen in modernen Metal integrieren. Beispiele dafür sind THE HU, ALIEN WEAPONRY, BLOODYWOOD oder BACEPROT. Ein Teil der Aufmerksamkeit, die sie bekommen, liegt sicher am Ungewöhnlichen, das alleine trägt aber auf Dauer nicht, wenn die musikalische Qualität nicht ausreichend ist. MAWIZA sind offensichtlich ein ebensolcher Exot, doch dabei alleine bleibt es nicht. Sie lassen es auf ÜL genussvoll krachen und grooven. Da wird Groove-Metal auf hohem Niveau geboten: trockene und treibende Drums, eine abwechslungsreiche Bassspur, mal schnarrend, dann wummernd oder pulsierend, solide Gitarren, die die Songprogression tragen und nicht zuletzt das eine oder andere interessante Riff. Über die neun Songs und eine Gesamtspielzeit von über 40 Minuten hinweg lädt der gelungene Midtempo-Groove zum Surfen über die Klang-Wellen ein. Die Vocals, genretypisch schreiend, auch öfter einmal mehrstimmig und gelegentlich an Ritual-Chants erinnernd, passen ins Bild. Die verwendete Sprache fällt natürlich auf, aber weder ist das im besonderen Maße fremd, dass es die Aufmerksamkeit der Musik entziehen würden, noch stört es. Das ist alles eine ziemlich runde Sache, wenn es auch für meinen Geschmack etwas mehr ‚indigenous‘ vertragen würde, so wie in „Ti Inan Paw-Pawkan„. Ein mächtiger Song, der von einer Art Maultrommel eröffnet wird, sich dann über einen Trommelbegleiteten Chant in einen eindrucksvollen modernen, stellenweise industrialartigen, Metal-Song entwickelt, der mit Joe Duplantier von GOJIRA auch einen besonderen Gast zu bieten hat. Der Kontrast, der sich zwischen Maultrommel, Chants und den Industrial-Vibes aufspannt, ist aus meiner Sicht das Potenzial, das die Band hat, aber nicht immer auch gehoben wird.
Fazit:
Es ist ein gelungenes Mid-Tempo-Groove-Metal-Album, an dem Genrefreunde sicherlich ihre Freude haben werden. Das Spektrum, das sich zwischen indigener Sprache, traditionellen Instrumenten auf der einen Seite und andererseits wuchtig groovendem, modernem und mit deutlichen Industrial-Einflüssen umgesetztem Metal aufspannt, ist – im positiven Sinne gemeint – spannend. Man darf gespannt sein, was da noch kommt.
Punkte: 7/ 10
Autor: distelsøl