Band: FLESIA
Album: Achterbahnekstase
Genre: Black Metal
Label: Cultkill Music
Trackliste:
01. Druck
02. Raserei
03. Im Kreis nach unten

Das Leipziger Trio FLESIA fällt jedenfalls auf: ein quietschbuntes Cover-Artwork, das für meinen Geschmack nach Grind aussieht, ein Albumtitel, den man nicht unbedingt auf Anhieb mit Black Metal in Verbindung bringt, nur 3 Songs und doch eine Laufzeit von 39 Minuten und nicht zuletzt: keine Gitarren. Irgendwie passt da nichts wirklich mit Gewohnheiten zusammen und bricht mit Erwartungen. Genau das aber, macht neugierig. Hören wir also in das zweite Album der Leipziger rein.
Blastbeats wie das Rattern der Schwellen auf einer ungebremsten Wahnsinnsfahrt auf einer Achterbahn, Vocals zwischen irrem Kreischen und tiefen Growls und ein effektgeladener Bass. Dazu Lyrics, die wie Fratzen an der Hörerin vorbei rasen. Schnell, ungestüm und gehetzt, permanent auf der Flucht, Reizüberflutung, roh und mit Vollgas in die Magengrube. Es kracht, knirscht und rumpelt von Anfang an, wahrlich ekstatisch. Wie im Drogenrausch rasen FLESIA auf Achterbahnekstase den Songs entlang, ungebremst – von einer kurzen Drum-Sequenz in der Mitte des Albums bzw. des Songs „Raserei“ abgesehen – mit Vollgas, mit einer wahnsinnigen Intensität, irgendwo zwischen Beklemmung und Befreiung. Oder beides gleichzeitig. Die langen Songs treiben auch die Hörerin vor sich her, lassen keine Pause, ein ununterbrochener Sturz in die Abgründe des Lebens, der Gegenwart. Trotz der reduzierten Instrumentierung schlägt ein wuchtiger Sound entgegen, kein Schnick-Schnack, keine Spielerei, sondern direkt, roh, intensiv, dicht und unmittelbar. In einem Moment verliert man den Kontakt zu sich selbst, dann wieder wird man zurückgeworfen auf die simple Existenz. Es konfrontiert und bricht mit Gewohnheiten und Erwartungen, bietet Kontrast und Gegenüber, Spiegelbild und Zerrbild, Licht und Schatten, permanent und gleichzeitig. Oberflächlich betrachtet sind die Songs sehr gleichförmig, aber hinhörend erkennt man Facetten, Brüche, kontrolliertes Chaos, melodiefrei, ohne klassische Songstrukturen, verstörend und faszinierend gleichermaßen.

Fazit:
Ein unglaublich faszinierendes Album. Roher, intensiver, direkter und atmosphärisch dichter Black Metal mit Lust zum Experiment. Kein Album für nebenbei, sondern eines, für das man sich entscheidet, wie für die irre Wahnsinnsfahrt auf der Achterbahn. In Momenten zurück geworfen auf die simple Existenz, in anderen ekstatisch und befreiend. Beklemmend und konfrontierend, mitreißend und fesselnd. Nichts wirkt zufällig, jeder Klang kratzt an der Oberfläche des Wohlbefindens. Ein Album, das nicht mehr los lässt, ein Album. zu dem man immer wieder zurück muss. Immer wieder. Zurück. Muss.
Punkte:
Autor: distelsøl
