DVORAC – On The Wings Of Unknown (2023)

Band: DVORAC
Album: On The Wings Of Unknown
Genre: Black Metal

Trackliste:
01. Descent
02. Black Wall Of Sleep
03. When The Moon Brings Light In Darkness
04. Freezing In The Mountain Cave Of An Ethereal Being
05. On The Wings Of Unknown
06. Pawn King´s Thoughts
07. Witch On The Moon

Ein-Mann-Projekte im Black Metal können extrem unterschiedlich ausfallen – von rohem Lärm bis hin zu durchdachter Komposition.

Bei DVORAC trifft das zu – allerdings mit einer ganz eigenen Note. Nach dem 2022er-Demo Chalice legt der Vir- der Mann hinter DVORAC, nun sein erstes Studioalbum vor – und bleibt dabei seinem minimalistischen, aber emotional dichten Stil treu.

Gleich der Opener „Descent“ ist eine atmosphärische Einladung: Windrauschen, Klavier, völlige Reduktion – und dabei eine dichte, fast sakrale Ruhe. Dass es danach nicht bei dieser Ruhe bleibt, ist absehbar.

„Black Wall Of Sleep“ bringt genau das, was der Titel verspricht: eine Klangwand, die fast alles verschluckt. Gitarren, Drums und Vocals verschmelzen zu einem dichten Nebel aus Sound, in dem wenig Raum für technische Feinheiten bleibt – aber genau das wirkt hier authentisch. Die Stimme bleibt, wie auf dem gesamten Album, in den Hintergrund gemischt, was an BURZUM– oder PAYSAGE D’HIVER-Produktionen erinnert – wenn auch nicht ganz so räudig.

Auch „When The Moon Brings Light In Darkness“ folgt diesem Schema: langsamer Aufbau, atmosphärischer Fokus, flächige Klangwelten statt pointierter Riffs. Der lange Schrei in der Mitte geht beinahe unter – aber gerade diese Mischung aus Distanziertheit und Wehklage macht den Reiz des Tracks aus. Die Auflösung gegen Ende: minimalistisch, fast schon sakral.

Mit „Freezing In The Mountain Cave Of An Ethereal Being“ wird das Klangbild überraschend differenziert. Härtere Gitarren, dramatische Bridges und ein spürbar strukturierter Aufbau zeigen, dass DVORAC auch anders kann. Besonders im letzten Drittel entfaltet sich der Track mit einem technisch starken Solo und atmosphärischer Tiefe. Dass der Mittelteil in einem beinahe unhörbaren Lärmstrom ausartet, bleibt Geschmackssache – danach wird man jedoch mit einem starken Finale belohnt.

Das Titelstück „On the Wings Of Unknown“ ist das Herz des Albums – ein langer, epischer Track mit ausgedehntem Intro, typischem Noise-Fundament und dominanten Gitarrenflächen. Die Stimme bleibt wie gewohnt weit hinten, aber das übergreifende Solo verleiht dem Song einen beinahe träumerischen Überbau. Durch das Abdriften in ein langes Outro verliert der Track allerdings etwas von der davor durchaus spürbaren Grundspannung.

„Pawn King’s Thoughts“ setzt einen starken Akzent. Ethnischer Männergesang, weibliche Vocals, technische Ausbrüche, Blastbeats im Stil von 1349 und ein klares, hörbares Gitarrensolo zeigen eindrucksvoll, was dieses Projekt leisten kann, wenn es sich aus dem Nebel erhebt. Der Song wirkt wie eine Miniatur einer größeren Vision – strukturiert, ausdrucksstark, vielschichtig.

Den Abschluss bildet „Witch On The Moon“ – ein Rückgriff auf das bekannte Klangschema: verwaschene Vocals, gedämpfte Gitarren, ruhigeres Tempo. Trotz Bemühung um Dramatik bleibt die Wirkung hier eher flach. Kein Ausfall, aber eben auch kein Glanzpunkt.


Fazit:
On The Wings Of Unknown ist keine technische Machtdemonstration, sondern ein Stimmungsalbum. Wer auf Klarheit, Präzision und ausformulierte Strukturen steht, wird hier wenig finden. Wer aber eintauchen will in schichtenweise aufgetragene Klangwelten, in denen Noise und Melodie miteinander ringen, wird auf jeden Fall belohnt

Punkte: 7/ 10

Autor: Nicki