Interview mit Max Pfaffinger (Ardarith)

Hallo Max!

Ich bedanke mich bei dir, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast.

Vielleicht kannst du dich bei unseren Lesen vorstellen und über dein Projekt namens Ardarith erzählen.

Hi, ja gerne. Mein Name ist Max Pfaffinger. Ich bin zarte 42 Jahre alt und der Kopf hinter dem Projekt Ardarith. Musikalisch komme ich eigentlich aus dem Hardcore (ich selbst habe lange in der Augsburger Hardcoreband Q.E.D. Gitarre gespielt). Mit Ardarith beschreite ich da weitestgehend andere Pfade: es ist ein Prog Metal Konzeptalbum, das mit vielen Musikern und mehreren Sängern eine Geschichte erzählt. Wenn man so will, eine Metal Oper.

Du hast kürzlich das Debut-Album „Home“ veröffentlicht. Wie ist die Idee dazu entstanden und was waren deine Beweggründe?

Home“ erzählt die Geschichte eines Menschen, der seine Heimat verlassen muss und gezwungen ist, anderswo ein neues Leben zu beginnen. Auf seiner Reise wird er von 4 Emotionen begleitet, die alle von unterschiedlichen Sängerinnen und Sängern verkörpert werden.

Der ausschlaggebende Punkt für dieses Album war der Krieg in Syrien und die darauf folgende Fluchtbewegung im Jahr 2015. Es hat mich sehr beschäftigt, dass so viele Menschen diesen Schritt gehen mussten und gleichzeitig in eine große Schublade mit der Aufschrift „Flüchtling“ gesteckt werden. In meiner Wahrnehmung wollen viele Menschen, die wie ich in einem Land leben, in dem jeder Mensch sicher ist, sich gar nicht erst mit den Menschen in dieser Schublade beschäftigen. Das wäre viel zu kompliziert. Dass aber hinter jedem dieser Menschen eine Biografie steht, dass jeder dieser Menschen die gleichen Grundbedürfnisse hat, das haben viele ausgeblendet (und machen das heute noch). Das hat mich sehr bewegt, weil ich einige Menschen kenne, die diese Situation erleben mussten. Auf „Home“ beschäftige ich mich mit dem Innenleben eines Menschen, mit seinen Emotionen auf diesem Weg.

Kanntest du die Musiker, die du als Gäste für dein Projekt gewinnen konntest, schon vorher?

Teilweise ja. Eigentlich alle Instrumentalisten, mit Ausnahme der Solisten, sind langjährige Musikerfreunde von mir. Ich habe bei der Zusammenstellung des Line-Ups einfach geschaut, dass verschiedene Einflüsse zusammenkommen. Maxx, der Drummer, ist zum Beispiel wenig im Metal zuhause, während Marco ein klassischer Metalgitarrist ist. So habe ich versucht, bereits in der Art und Weise, wie die Musiker an die Umsetzung meiner Kompositionen gegangen sind, eine gewisse Vielschichtigkeit zu erreichen.

Bei den Sängern kannte ich nur Alex. Die anderen habe ich mir zusammengesucht, wusste aber vorher sehr genau, welche Art der Stimmen ich suche. Aber das war der aufwändigste Schritt, weil man oft an den Punkt kommt, dass eine Stimme super passt, der Sänger oder die Sängerin aber absagt.

„Home“ ist ja als Doppel-Vinyl erschienen. Bist du ein Fan von Schallplatten oder ist es den rückläufigen Verkaufszahlen bei CD geschuldet?

Ich bin einfach ein Fan von Schallplatten. Bei „Home“ habe ich sehr viel Energie (und Geld) in das perfekte Paket gelegt. Ich wollte am Ende ein Produkt haben, das man in der Hand hält und sich denkt „Wow“. Das geht beim Karton los, der eine Leinenhaptik hat, weiter über die farbig abgestimmten LPs über Booklet und Poster.

Spannenderweise fragen aber viele nach einer CD only Veröffentlichung. Ich bin grad schon am Schauen, wie ich das am besten umsetzen kann.

Werden weitere Releases mit Ardarith folgen bzw. arbeitest du schon an neuem Material?

Aktuell bin ich nur mit der Bewerbung des aktuellen Albums beschäftigt. Allerdings habe ich die Geschichte für Nummer 2 schon im Kopf und die ersten Riffs sind auch schon geschrieben. Bis das soweit ist, wird es allerdings noch einige Zeit dauern.

Wie bist du zur Musik gekommen und warum gerade progressiver Metal?

Wenn man ganz weit ausholen würde, bin ich schon als Kind von meinen Eltern immer in die Oper geschleppt worden. Gleichzeitig habe ich Blockflöte und Klavier gelernt. Was mich damals zeitweise komplett genervt hat, hat den Grundstock für meine Begeisterung für Musik gelegt. Dabei hat Rock und Metal seit ich 10 bin einen großen Teil eingenommen. Ich habe dann viele verschiedene Genres von klassischem Metal bis Death Metal durchlaufen. Je älter ich geworden bin, desto mehr hatte ich den Anspruch, dass Musik mich herausfordern muss. Ob emotional, inhaltlich oder musikalisch. So bin ich mehr und mehr in den Prog gerutscht. Mit Ardarith wusste ich von vornherein, dass die Musik mir als Vehikel dienen sollte, um den Inhalt zu transportieren. Oft ist das ja andersherum. Und wenn man anfängt, eine Geschichte musikalisch zu unterfüttern, wird es zwangsläufig progressiv, weil eine klassische Geschichte ja keinem Strophe-Refrain Schema folgt, sondern eigenen dramaturgischen Gesetzen unterliegt.

Welche Bands haben dich musikalisch beeinflusst und welche Musik hörst du persönlich?

Beeinflusst hat mich ganz vorneweg das Projekt „Ayreon“. Das ist wohl auch die offensichtlichste Parallele (wer‘s nicht kennt: das Album „The Human Equation“ ist mMn ein Meisterwerk). Daneben sind sicherlich Opeth und Amorphis große Einflüsse. Aber auch Pink Floyd oder Jethro Tull. Wenn Du Ardarith hörst, bekommst Du ein buntes Potpourri meiner Einflüsse serviert.

Persönlich höre ich neben den oben genannten gerne Musik, die mich emotional packt. Um hier mal ein paar Alben zu nennen: Shining – Halmstad, Bloodbath – Nightmares Made Flesh, Amy Macdonald – This Is The Life, Caught A Ghost – Human Nature. Du siehst also, ziemlich weit gefächert.

Hast du vor, mit Ardarith auch live zu performen oder bleibt es ein reines Studio-Projekt?

Aufgrund der Vielzahl an Musikern wird es wohl ein Studioprojekt bleiben. Aber: sag niemals nie….

Durch die Corona-Pandemie fanden ja viele Bands gezwungenermaßen Zeit, um neue Songs zu schreiben. Ging es dir ebenso oder hat dich die Situation eher ausgebremst?

Da ich von keinen Auftritten abhängig bin, war mir Corona im Blick auf das Projekt ziemlich egal. Spannend fand ich hier eher wieder die gesellschaftlichen Themen und die Art und Weise, wie wir mit solchen Situationen umgehen. So gesehen hat es mich eher beflügelt als ausgebremst.

Möchtet ihr noch ein paar Worte an unsere Leser richten?

Ganz einfach: sprecht miteinander. Es ist so einfach, jemand anderen zu hassen, wenn man ihn in eine Schublade steckt und einfach vergisst, dass er ein Mensch ist wie Du und ich. Wenn sich der Christ mit dem Muslim, der Rechte mit dem Ausländer, der Geflohene mit dem Wutbürger einfach nur beschäftigen würde, wären viele Probleme, die wir aktuell haben, keine mehr.

Mir ist bewusst, dass das nicht so einfach umsetzbar ist. Aber jeder kann bei sich selbst den Unterschied machen.

Ach ja, und kauft das Album 😊

Ich bedanke mich recht herzlich für dieses Interview und wir wünschen dir viel Erfolg für die Zukunft!