GORLEBEN – Menetekel (2025)

   

Band: GORLEBEN
Album: Menetekel
Genre: Doom/Death Metal
Label: Darkness Shall Rise Productions

Trackliste:
01. Countdown
02. Sarkophag
03. Erg
04. Menetekel

Wo fünf Isotope zusammenkommen und -wirken, ist die Apokalypse nah. Musikalisch muss sich das in Doom/Death ausdrücken. Für die meisten wird Gorleben als kleines Städtchen bekannt sein, um die es Kontroversen wegen der Atommüll-Lagerstätte gab. Die Band GORLEBEN jedoch stammt aus Dresden. Selten passen Band- und Membernamen (eben Isotope), die Musik, ja sogar das Label so zusammen wie hier. Die Apokalypse ist das durchgängige Motiv.

Das Unheil nimmt seinen Lauf, unaufhaltsam, die Menetekel sind da, sind eindeutig, es ist keine weitere Interpretation nötig. Vier Songs umfasst Menetekel, das zweite Album der Dresdner, jeder einzelne als dunkles Vorzeichen des Untergangs. Ignoranz, Verantwortungslosigkeit und am Ende steht der Untergang der Zivilisation. Musikalisch mag das Album dennoch überraschen. Da sind einerseits die im Doom ungewöhnlichen Keyboards, die in „Sarkophag“ wie Hammondorgel klingen, in „Erg“ bluesig oder Erinnerungen an eine Guzheng oder ein Teremin wecken. Die Gitarren sind auffällig, nämlich weitgehend nicht tiefer gestimmt, sondern haben in Kombination mit dem gut hörbaren Bass eher Progressive-Vibes. Dann gibt es noch deutsche Lyrics und sowohl weibliche als auch männliche Vocals. Alles in allem eine ganz verrückte Mischung, das klingt interessant, ja nach Avant-Garde. Und ja, aus dieser Perspektive mag es gefallen, ist nicht sehr eingängig, aber jedenfalls spannend und interessant. Wenn man allerdings das Label Doom/Death anlegt, das Erwartungen weckt, wird man enttäuscht, nur der erste Song „Countdown“ hat zumindest zu Beginn ein wenig Doom in sich. Ansonsten bilden sich musikalisch und in der Stimmung Thema und Motive nicht ab. Vielmehr haben wir es mit einem sehr lebendigen, variantenreichen Klangbild zu tun, das mehrere Durchgänge braucht, um einigermaßen erfasst zu werden. Es ist Musik, die sich im Kopf abspielt, erarbeitet werden muss, aber wenig emotional ist. Der Closer „Outro“ ist dann noch einmal ganz etwas anderes, nämlich merkwürdiger Elektro. Die Idee dahinter erschließt sich nicht im Geringsten.

Fazit:
Das Album lässt die Hörerin ambivalent zurück. Einerseits ein interessantes, vielschichtiges Album, das Geduld und aktive Auseinandersetzung braucht. Es ist unerwartet und überrascht an mehreren Stellen. Andererseits enttäuscht es Erwartungen, selten ist so wenig Doom in der Apokalypse. Jedenfalls ein Album für den Kopf, für Analyse, Interpretation, aber nicht für den Bauch.

Punkte:

Autor: distelsøl