DER WEG EINER FREIHEIT – Innern (2025)

Band: DER WEG EINER FREIHEIT
Album: Innern
Genre: Black Metal
Label: Season Of Mist

Trackliste:
01. Marter
02. Xibalba
03. Eos
04. Fragment
05. Finstere III
06. Forlorn

Das Würzburger Quartett rund um Nikita Kamprad DER WEG EINER FREIHEIT gehört mittlerweile wohl zu den Speerspitzen des deutschen und deutschsprachigen Black Metal. Im Jahr 2009 gegründet, wurden mittlerweile bereits fünf Studioalben veröffentlicht. Die Musik kann als intensiver, atmosphärischer und komplexer Black Metal zusammengefasst werden. Die sehr eigenständige Soundsignatur verleitet auch dazu die Band als Avantgarde zu sehen. Nun liegt ihr neuestes Album Innern vor. Der Name ist Programm, es ist introspektiv, es geht um persönliche Betrachtung, es geht um Stille, Zerfall und Erneuerung und alle die dem Sein innewohnende Widersprüchlichkeit.

Bedrohliche Stimmung, schwere Gitarren, akzentuiert von einem an Echolot erinnernden Impuls, eröffnen das Album. Als ginge es um die Vermessung des Raums steigert sich die Soundwall, mächtige Drums und der pulsierende Bass setzen ein, rasend steuert es auf den ersten Höhepunkt zu, wenn sich der Klang ausbreitet, sich unaufhaltsam – irgendwo zwischen gnadenlos und zärtlich – den Raum nimmt und sich in massiven Blastbeats entlädt, wieder zur Ruhe kommt als müsste man Atem holen. Der Atem ist schwer, reich gerade, um sich zu sammeln, bis zum kraftvollen, energiegeladenen Einsatz der Vocals. „Marter“ ist der Klang gewordene Ausdruck von innerer Qual in der Gleichzeitigkeit von „Du tust mir weh, Du tust mir gut“. Bereits der Eröffnungstrack zeigt auf, was in den restlichen der sechs Songs zu erwarten ist: gediegenes Songwriting, eine dichte Atmosphäre, einzigartige Stimmung und eine abwechslungsreiche Songprogression, die in jeder Sekunde, mit jeder fein ziselierten Wendung nicht nur Spannung hält, sondern zur Entdeckung auffordert. Jeder einzelne Song überzeugt in seiner Besonderheit und gleichzeitig formt sich ein tragender, konsistenter, dramaturgischer Bogen über das ganze Album hinweg. Es gibt alles, was das schwarze Herz begehrt: Direktheit, ungestüm vorantreibende Energie, Aggression, Wut und Anklage wie in „Xibalba“ oder in „Eos„. Aber auch Einsamkeit, Schmerz und Verzweiflung, im zerbrechlich, verletzlichen „Forlorn„, das mit englischen Lyrics gesungen wird.

Die saubere, ausgewogene Produktion unterstreicht und unterstützt die Kunstfertigkeit, lässt Details zu, ist präzise und gleichzeitig voluminös-räumlich, wo es das braucht. So ist es eine Freude den vier Herren bei der Arbeit an Ihren Instrumenten zuzuhören, in jedem Hördurchgang auf ein anderes zu fokussieren, um neue Details zu entdecken oder sich auch einfach hinzugeben.

Fazit:
Gediegenes Songwriting und Skills an den Instrumenten treffen auf außergewöhnliche Kreativität. Das Ergebnis ist ein grandioses Album mit hoher atmosphärischer Dichte und enormer Intensität. Modern und gleichzeitig zeitlos, an den richtigen Stellen direkt, hart und ungestüm während es weitgehend stimmungs- und liebevolle Vertrautheit vermittelt. Ein Album, das mächtig Druck macht, kraftvoll ohne zu poltern ist, aber die Hörerin auch mit liebevoller, beruhigender Zärtlichkeit und in vertrauter Behaglichkeit sanft umarmt. Für mich gehört es auf die Shortlist zum Album des Jahres.

Punkte:

Autor: distelsøl