
Band: ANHEIM
Album: Die Welt die wir begruben
Genre: Black Metal
Trackliste:
01. Galgenbaum
02. Roter Staub
03. Ascheschrein
04. Sonnenseher
05. Silbernes Haar
06. Schwarzes Wetter
Mit Die Welt Die Wir Begruben legen ANHEIM ihren dritten Release vor – und der markiert nicht nur eine neue Schaffensphase, sondern auch die erste Veröffentlichung in neuer Besetzung. Entstanden zwischen Ende 2024 und Anfang 2025, war es das Ziel der fünf Jungs aus Würzburg, das bisher beste und gleichzeitig authentischste ANHEIM -Album zu schaffen. Und eines vorweg: Genau das ist mit Die Welt Die Wir Begruben perfekt gelungen.
Bereits der Opener „Galgenbaum“ zeigt, wohin die Reise geht: ein düsteres Riff, das sofort Tempo aufnimmt, leitet über in einen treibenden Blast, ehe sich Andergrouts gnadenlose Stimme wie eine Klinge durch das Klangbild schneidet. Rasante Tempowechsel, technisch versierte Gitarrenarbeit von Bleklys und Nefaros sowie ein Schlagzeug, das keine Gefangenen macht – das ist Black Metal ohne Monotonie, aber mit maximaler Härte.
„Roter Staub“ beginnt ruhig, fast bedrohlich – als würde sich ein Sturm zusammenbrauen. Doch ANHEIM brechen nicht übereilt los, sondern steigern die Spannung fast schmerzhaft lange, ehe das Stück im Midtempo loszieht. Eine exzellente Basslinie und zurückhaltend hexische Vocals erschaffen eine erdrückende Atmosphäre. Das Spiel mit Takt und Dynamik erinnert an Mayhem – und zwar an deren stärkste Phasen. Das Ergebnis: Gänsehaut. Hier reden wir von Black Metal, der nicht nur kracht, sondern emotional packt.
Mit „Ascheschrein“ zeigen die Jungs Mut zur Abweichung. Orgelklänge eröffnen den Track, ehe die Nummer Fahrt aufnimmt. Der Fokus liegt diesmal deutlich auf den Gitarren, während die Stimme leicht zurückgemischt ist – ein kluger Schachzug, denn das Zusammenspiel aus wuchtigem Sound und dämonischem Keifen schafft eine bedrückende Atmosphäre, die von Minute zu Minute dichter wird. Besonders der Schluss bleibt im Gedächtnis: Statt Ausklang gibt es nochmal Vollgas, bis der Song abrupt endet.
„Sonnenseher“ startet doomig und basslastig, das Melodiemuster bleibt konstant, während das Tempo anzieht. Was bei anderen für Brüche sorgt, gelingt hier bravourös: Geschwindigkeit und Ruhe erzeugen gemeinsam ein massives Klangbild, das sich schwer und gleichzeitig zwingend anfühlt. Technisch etwas reduzierter als seine Vorgänger, überzeugt der Song durch perfekte Dramaturgie und ist trotz (oder gerade wegen) seiner Schlichtheit ein echtes Highlight.
„Silbernes Haar“ greift mit die Stimmung von „Ascheschrein“ auf, geht aber noch einen Schritt weiter: Weiblicher Gesang trifft auf durch und durch böse Shrieks, ein militärisch anmutender Drumbeat unterlegt das Ganze – schwer und getragen von kraftvoller Bedrohlichkeit wird eine Nummer eingeleitet, wie man sie selten gehört hat, die düster und atmosphärisch dahin trottet, bevor sie in mittleres bis höheres Tempo verfällt, bei dem aber nichts von der vorher aufgebauten Atmosphäre verloren geht. Die Basslinie balanciert zwischen ständigen Rhythmuswechseln, während die Drums ein treibendes Tempo vorgeben. Gitarrenelemente, die reißen und fetzen, dabei aber durch das Mastering nicht aufdringlich oder zu dominant wirken, verleihen dem Track eine Einzigartigkeit, die schwer zu beschreiben ist. Ein episches Solo ab etwa der Mitte läutet bei gleichbleibender Melodie das Grande Finale ein, in dem die Drums nochmals das Tempo erhöhen und die Nummer nach einem gewaltigen Scream in den mächtig donnernden Drums und singenden Reiterriffs explodieren lassen.
Abgeschlossen wird das Album mit „Schwarzes Wetter“ – dem Bonus-Track, bekannt von der Vorgänger-LP Anhorim, hier aber in einer überarbeiteten 2025-Version. Wer dachte, eine Neuaufnahme könnte dem ursprünglich so brutal bissigen Track die Zähne ziehen, wird hier eines Besseren belehrt. Im Gegenteil: Die neue Version bringt die Mächtigkeit der Nummer erst richtig zur Geltung – klassisch zweite Welle, mit einer Wucht, die vielen der großen Namen wie Mayhem, Gorgoroth oder Emperor Konkurrenz macht. ANHEIM zeigt, dass man auch als deutsche Underground-Band gefährlich nah an deren Energie heranreichen kann – oder sie gar übertrifft.
Fazit:
Die Welt Die Wir Begruben überzeugt nicht nur durch starke musikalische Leistung, sondern auch durch durchdachte Songstrukturen und ein Gesamtbild, das trotz Variation und Individualität nie den roten Faden verliert. Jeder Track bringt seinen eigenen Charakter mit und verleiht der LP Tiefe und Wiedererkennungswert. Authentizität, kreative Eigenständigkeit und eine konstant intensive Atmosphäre machen das Album zu einem stimmigen Gesamtkunstwerk – und zu einer der bislang stärksten Neuerscheinungen des Genres. Wer ANHEIM bisher nicht auf dem Schirm hatte, sollte das spätestens jetzt schleunigst ändern.
Punkte: 10 / 10
Autor: Nicki