
Band: DAGDROM
Album: Schauder
Genre: Black Metal
Trackliste:
01. Intro
02. Ascheregen
03. Purpurne Stadt
04. Tagtraum
05. Alle Worte
06. Atme
07. Flüsse
08. Freund
09. Ära
10. Kalte Fliesen
Mit Schauder legen DAGDRØM ihr erstes vollständiges Album vor – ein Werk, das nicht nur musikalisch, sondern auch thematisch weit über das hinausgeht, was man im Black Metal gewohnt ist. Die Würzburger Band, gegründet 2021 von Sebastian (Gitarre), Max (Vocals) und Oli (Drums), setzte bereits mit ihrer 2022 erschienenen EP erste Akzente – damals noch als Studioprojekt, thematisch basierend auf dem Serienmörder Edmund Kemper. Spätestens jetzt ist klar: Diese Band will mehr.
Musikalisch agieren DAGDRØM meilenweit jenseits klassischer Genregrenzen. Zwar bleibt der Black Metal als Wurzel spürbar, doch es fließen Einflüsse aus Deathcore, Grind, Post und modernem Death Metal mit ein. Die Folge: ein Mix, der sich keinem Subgenre zuordnen lässt – was sich durch die gesamte LP zieht.
Der Opener wirkt zunächst wie ein „Intro“ (1) aus der Symphonic-Black-Ecke, irgendwo zwischen Samael und Filmmusik – elektronisches Rauschen, ruhiger Aufbau. Doch dann legt „Ascheregen“ (2) los: treibend, technisch, mit Blastbeats, düsteren Gaps und einem Soundbild, das eher in Richtung Blackened Death als klassischen Black Metal geht. Auffällig ist dabei die Stimme von Max, die absoluten Wiedererkennungswert hat hexisch, hoch, kompromisslos.
„Purpurne Stadt“(3) beginnt mit synthetischer Melodik und bricht dann mit einem Scream in einen Galopper-Riff plus Blast auf – eine Mischung aus Black, Death, Metalcore und Post-Elementen, ohne jemals zerfasert zu wirken. Dasselbe gilt für „Tagtraum“ (4) dem Herzstück der Platte: eine dissonante, dynamische und thematisch dichte Abwärtsspirale – Grindcore, Symphonic Black, klassische Schwarzkunst und Death Metal in einer Komposition, die das Wort „einzigartig“ verdient.
In „Alle Worte“(5) wird’s fast erhaben, bis sich die Klangwelt in der Mitte der Nummer komplett wandelt – vom verspielten Post-Black in eine brachiale Wall of Sound, technisch präzise und dramaturgisch klug aufgebaut. „Atme“(6) und „Flüsse“ (7) verweigern sich jeder Einordnung und lassen den Hörer mit feinster Gitarrenarbeit, stimmigen Taktwechseln und durchdachten Spannungsbögen schlicht staunen.
Auch „Freund“ (8) steht dem in nichts nach: Start im Melodic-Death-Stil, dann Bruch, Wechsel in eine Hardcore-Black-Mixtur, technische Gitarrenbridge – und ab da nur noch Highspeed-Dampfwalze mit progressiven Death-Elementen. Spätestens jetzt wird klar: Diese Art von musikalischer Mischung gab es so noch nie – wer hier Vergleichsbands sucht, wird sich schwer tun.
Mit „Ära“(9) wird der Hörer in eine synthetische Klanglandschaft geführt, nur um dann mit marschierenden Blasts und einer dominanten, bösen Voice wieder herausgerissen zu werden. Trotz des hohen Tempos bleibt der Gesang ruhig, fast schwebend – das verleiht der Nummer eine fast elegische Note.
Der Closer „Kalte Fliesen“ beginnt mit Sprechgesang, ruhigem Gitarrensound und baut langsam eine Spannung auf, die sich in melodischen gepaart mit Deathcore Elementen entlädt, bevor der Track komplett abstoppt, ruhig und melodisch in eine instrumental Bridge übergeht, nur um nochmal aus vollem Rohr los hämmern zu können und abrupt endet.
Fazit:
Schauder ist nicht nur ein Debütalbum – es ist ein Manifest. DAGDRØM zeigen, wie weit man den Black Metal dehnen, aufbrechen und neu zusammensetzen kann, ohne ihn zu verlieren. Musikalisch wie auch thematisch ein finsteres, technisches, psychologisch dichtes Werk mit komplett eigenem Stil. Wer hier keine Gänsehaut bekommt, hört nicht richtig hin.
Punkte: 10/ 10
Autor: Nicki