VÌGLJÒS – Tome II: Ignis Sacer (2025)

 

Band: VÌGLJÒS
Album: Tome II: Ignis Sacer
Genre: Black Metal
Label: Les Acteurs de l’Ombre Productions

Trackliste:
01. Sowing
02. A Seed Of Aberration
03. The Rot
04. Claviceps
05. Delusions Of Grandeur
06. Decadency And Degeneration
07. Harvest
08. Fallow – A New Cycle Begins

Es ist ein angenehm warmer Gold-Ocker-Ton, in dem das Cover-Artwork gehalten ist. Es spricht mich an, sieht man aber genauer hin, entdeckt man den Horror, Tod und Qual im Motiv. Es ist genau dieser Spannungsbogen, den die Schweizer VÌGLJÒS eröffnen, ein Bogen zwischen Qual und Verderbnis und dem (vielleicht romantisch verklärten) Bild der einfachen Landwirtschaft. Ja, richtig gelesen, Landwirtschaft – die Schweizer sind dabei ähnlich fleißig, wie die auf dem ersten Album Tome 1: Apidae geehrten Bienen, legen sie mit Tome II: Ignis Sacer doch schon das zweite Full-length innerhalb nur eines Jahres vor.

Beim ersten Album war es noch eine insgesamt recht schöne, eben romantische, Szene der Imkerei, die das Quartett gezeichnet hat, zumindest wenn man sich einiger der Songtitel ansieht: Da ist die Rede von „Rays Of Light On Liquid Gold“ oder dem „Dance Of The Bumble Bee„. Aber schon da war es ein sehr direkter Black Metal, der einem um die Ohren geflogen ist. Beim zweiten Werk steht nun Ignis sacer im Zentrum des Albums. Ignis Sacer, das „heilige Feuer“, der Mutterkornbrand, das Absterben von Fingern und Zehen, in Folge Durchblutungsstörungen nach lang andauernder Mutterkornvergiftung. Es sind also Motive der Qual, der Verderbnis und Tod, um die sich alles dreht. Ist es Gottes Strafe, ist es Hexenwerk, gibt es Heilung? Musikalisch haben wir es wieder mit geradlinigem Black Metal zu tun, der aber in einer etwas anderen Instrumentalbesetzung, nämlich Gitarre, Drums, Vocals und Mellotron vertont wird. Aber überrascht das jetzt wirklich? Es ist einfach vieles ungewöhnlich an VÌGLJÒS und das meine ich hier tatsächlich sehr positiv, ohne es zu belächeln, viel zu beeindruckend ist es, was die Schweizer auf der Tonspur zu bieten haben. Geradliniger, rustikaler, aber vielseitiger Black Metal, bei dem die gekreischten Vocals und Lyrics genau passend schrägen Wahnsinn vermitteln, der einer der ersten Symptome der Vergiftung ist. Gitarrenflächen, die wie ein Brummen eines Bienenstocks, im Hintergrund tragen, aber auch mächtige Riffs zu bieten haben, die unter die Haut gehen. Ungewöhnliche, schön schaurig-schräge Melodien oder Soundteppiche aus dem Mellotron und nicht zuletzt Drums, die richtig antreiben können. Anspieltipps sind das schwerfällige, vor sich hin faulende, „The Rot“ oder das treibende „Claviceps„, das sich ausbreitet, Geschwindigkeit aufnimmt und Wahnsinn verströmt wie der namensgebende Pilz. „Harvest“ wiederum fällt durch eine starke Melodieführung auf und fährt die Ernte des gesamten Albums ein. Interessant auch, wie der Opener und der Closer das Album umrahmen, einbetten. Alles in Allem: stark.

Fazit:
Faszinierend, wie man auch nach vielen Jahren, in denen man sich mit Musik beschäftigt, überrascht werden kann. Bei den Schweizern VÌGLJÒS ist es insbesondere die Thematik, mit der sie sich in ihren Lyrics beschäftigen, war es erst Imkerei und das Leben von Bienen, ist es nun Mutterkorn. Das alles vor einem rustikalen und dennoch vielseitigen Black Metal, bei dem man die Ohren spitzen sollte. Hörenswert, insgesamt schräg, aber hörenswert.

Punkte:

Autor: distelsøl