Band: THOKKIAN VORTEX
Album: Lucifer Lucem Proferens
Genre: Black Metal
Label: Folter Records
Trackliste:
01. Sethian Aeon
02. Fires Of Samum
03. Lucifer Lucem Proferens
04. At War With Ohrmuzd
05. The Great Harlot
06. Shadowmother
07. Summoning The Evil Ones Of Ekurra
08. The Brazen Vessel Of Solomon
09. Drip Drip
10. Crystalline Dawn

Das US-amerikanische Black-Metal-Quartett THOKKIAN VORTEX präsentiert unter Folter Records seine dritte vollständige LP seit der Gründung im Jahr 2006 – und kehrt nach fünf Jahren Pause mit einem individuellen, stilistisch vielschichtigen Release zurück. Lucifer Lucem Proferens kombiniert die klassische zweite Welle mit Dark-Ambient-Elementen, progressiven Parts und sogar Ausflügen in klassisch-instrumentale Klangwelten. Eine Reise mit hohem Wiedererkennungswert, die der eröffnende Track „Sethian Aeon“ sofort auf den Punkt bringt.
Nach einer ambientartigen Soundfläche öffnet sich der Track symphonisch-düster, getragen von klassischem Black-Metal-Drumming und technisch hochwertigem, individuell geführtem Riffing, das immer wieder durch Gitarreninterludien aufgebrochen wird. Trotz der drückenden Atmosphäre bleibt das Tempo überraschend entspannt – „If Marduk & Diabolical had a baby“ beschreibt diese Nummer und ihren Nachfolger „Fires Of Samum“ wohl am treffendsten.
„Lucifer Lucem Proferens“ und „At War With Ohrmuzd“ gehen wieder ruhiger und getragener ans Werk, fast schon symphonic-blackig, und erinnern in puncto Dramatik und Melodieführung am ehesten an Carach Angren – wenn auch nur bedingt. Denn die komplexe Arbeit an den Leads, die zahlreichen Takt- und Tempiwechsel und die variantenreiche Melodieführung, die besonders in „At War With Ohrmuzd“ sichtbar wird, prägen die Eigenständigkeit des Albums deutlich.
Klassisch nordisch-blackig wird es mit „The Great Harlot“ – ein Stück im reinsten zweiten-Welle-Stil, der Bands wie Satyricon oder Immortal vor Neid erblassen lassen könnte. Hier steht rohe, kalte Atmosphäre im Fokus; die Band verzichtet bewusst auf komplexe Soli und deathige Riffs und setzt stattdessen auf pure nordische Kälte.
Dort, wo „The Great Harlot“ die technische Gitarrenarbeit ausspart, holen „Shadowmother“ und „Summoning The Evil Ones Of Ekurra“ doppelt auf. Die melodisch-blackigen, fast schon black’n’rollig treibenden Tracks mit industrial-angehauchten Elementen à la Samael überzeugen durch beeindruckende Leadarbeit, starke Melodiebögen, eine stimmig aufgebaute Songstruktur und tiefkalte Atmosphäre – eine Kombination, die oft versucht, aber selten so gelungen umgesetzt wird.
Mehr Härte bringt „The Brazen Vessel Of Solomon“, das unerwartet Panflötenklänge über einem klassisch-blackigen Fundament präsentiert. Eine absolut gelungene Mischung, die sich trotz des starken stilistischen Kontrasts perfekt in den Albumkontext einfügt. Das Songwriting glänzt durch die konstante Wahl eines moderaten Tempos, das sowohl die zweite-Welle-Kälte als auch die symphonischen Ausreißer zusammenhält. Hier tritt auch der Ausflug in klassisch anmutende Instrumentalparts deutlich hervor, der der Platte eine unverwechselbare Note verleiht.
Der vorletzte Abschnitt der Reise, „Drip Drip“, bündelt all diese Elemente noch einmal und hebt die symphonisch-ambientartige, wunderschön ausgearbeitete Slow-Tempo-Nummer auf ein neues Level – mit komplexem Riffing, kraftvollen Ausbrüchen und packendem Spannungsaufbau.
Beendet wird das Album von „Crystalline Dawn“, einer düster-feierlichen Komposition aus klassischer Geige, tiefer atmosphärischer Weite und erhabener Emotionalität. Ein starker, individueller Abschluss einer eigenständigen und eindrucksvollen LP.

Fazit:
Lucifer Lucem Proferens ist eine kraftvolle und eindrucksvoll individuelle Reise, auf der THOKKIAN VORTEX zeigen, wie man klassische zweite Welle, symphonische Elemente, progressive Parts und unkonventionelle Instrumente zu einem stimmigen, durchdachten Gesamtbild verschmelzen kann. Während viele Bands an dieser Art Hybrid scheitern, setzen die Jungs ihre Ideen technisch sauber, atmosphärisch dicht und mit absolut eigenständigem Charakter um. Jeder Track bringt eine neue Facette, ohne den roten Faden zu verlieren, die Leadarbeit bleibt konstant stark, und die Mischung aus Härte, Melodie und düsterer Epik wirkt nie überladen. Eine LP, die nicht nur überzeugt, sondern zeigt, dass THOKKIAN VORTEX in Sachen Individualität und kompositorischer Vision ganz klar wissen, was sie tun.
Punkte:
Autor: Nicki
