THE MOOR – Ombra (2024)

Band: THE MOOR
Album: Ombra
Genre: Progressive Metal

Trackliste:
01. Intro – Il Tema Dell’ombra
02. The Overlord Disease
03. Illuminant
04. Ombra
05. This River Spoke
06. Lifetime Damage
07. Withered
08. Our Tides
09. Passage
10. Vitreous
11. Thirst
12. Ombra (Single)
13. The Overload Disease (Single)

THE MOOR existieren seit 2009, seitdem sind drei Alben entstanden, auf denen das italienische Quartett um musikalische Abwechslung bemüht ist, die Songstrukturen aber nicht heillos überfrachtet oder allzu verkopft agiert.

Bei der Einleitung empfangen uns sphärische Klänge, die einen Hauch an Bombast und unendlicher Weite in sich tragen und ein cinematisches Flair versprühen. Unerwartet aggressiv inklusive Kreischstimme ziehen die Musiker hernach das Tempo an und schöpfen ein breites Arsenal an Stimmen aus. Neben erwähnten Screeches finden sich gemäßigte Growls und gelungener Klargesang. Ryhthmisch tut sich einiges: Drummer Edu, der in zig anderen Bands aktiv ist/war, scheint kein Freund von simpler Taktung zu sein. Lebendig und leichtfüßig geht er teils knallhart komplex, dann wieder zurückhaltend perkussiv zu Werke. Die feine Gitarrenarbeit erinnert in ihrer riffigen Melodik an Dream Theater, die Atmosphäre pendelt zwischen hibbelig-galoppierend über heroisch-bombastisch bis hin zu sensibler Gelassenheit und kontemplativer Stille. Der Titelsong „Ombra“ beginnt sehr sanft, erfährt dann aber eine saftige Steigerung mit dezent orchestraler Ausformung und schönen Gesangslinien in der italienischen Muttersprache, die einen zusätzlichen, herzlichen Reiz mit sich bringt. Ein Schuss an Düsternis verbindet sich elegant mit Flitzefingersoli, doch THE MOOR übertreiben es nie mit technischer Griffbrettartistik, sondern stellen schlüssige Songstrukturen in den Fokus. Ein bisserl Bombast darf es auch sein und schöne Gesangslinien veredeln das runde Gesamtbild, das entgegen des Titels Ombra (dt.: Schatten) sehr viel Licht und keine Schatten bietet. Hypnotische Schwere oder doomige Verschleppungen wirken als zusätzliches Salz in der Prog-Suppe. die sehr gut abgeschmeckt ist. Klitzekleiner Makel: manche Ideen könnten ob ihrer Klasse noch ein bisschen ausgeweitet werden, es geht manchmal Schlag auf Schlag, sodass der Hörer von Details nahezu erschlagen wird. Dio mio…da kommen träumerische Sequenzen wie am Beginn von „Our Tides“ gerade recht, ehe diese von schweren Riffkaskaden weggeschwemmt werden. Kurz lassen halsbrecherische Harakiri-Rhythmen im Verlauf von „Passage“ aufhorchen, bis ein extrem entspannter Teil folgt – eine Berg- und Talfahrt also, die den Puls gekonnt senkt und in schwindelerregende Höhen treibt. Die dezent moderne Schlagseite mit Sperrfeuertaktik und vielschichtiger Melodieheroik während „Vitrious“ hat auch das gewisse Etwas. Zuguterletzt setzt die warmherzige, kraftvolle und transparente Produktion die spannend arrangierten Stücke optimal in Szene.

Fazit: Ombra glänzt durch seine ausgefeilte Instrumententechnik, die allerdings nie zum Selbstzweck verkommt. Enorm viel Energie wird durch die variablen, komplexen Drums versprüht, zudem beweisen THE MOOR ein gutes Händchen für schöne Melodiebögen und tolle, oft mehrstimmige Gesänge. Kurz: que bella musica progressiva!

Für Fans von Dream Theater, Opeth, Lunarsea

Punkte: 9 / 10

Autor: Leonard