
Band: THE MAN-EATING TREE
Album: Night Verses
Genre: Dark Metal
Trackliste:
01. Night Verses
02. Days Under The Dark
03. Seer
04. These Traces
05. All Our Shadows
06. To The Sinking
07. Ruins Of Insanity
08. Abandoned
09. Reflections
Die finnischen Schwermutmetaller THE MAN-EATING TREE bestehen seit 2009 und erfreuten uns seitdem auf drei Alben mit ihren harmonischen Klängen. Kann uns der vierte, poetisch betitelte Streich Night Verses erneut vereinnahmen oder gar verzaubern?
Die Band lässt uns erstmals mit einer düsteren und symphonischen Einleitung genüsslich Platz nehmen, ehe satte, dunkle und kraftvolle Riffs für eine energische Stimmung sorgen. Die wunderbare Stimme von Manne Ikonen (ehemals bei Ghost Brigade) weiß vollends zu begeistern. Der gute Mann wechselt fließend und mit Leichtigkeit zwischen samtigem Klargesang und voluminösen Growls. Feinsinnige Gesangsbögen fließen wie Honig in die Gehörgänge, die Gitarrenlinien stehen diesem eleganten Effekt in nichts nach. Die Drums wissen schon beim epischen Song „Days Under The Dark“ mit versierten Percussions bestens zu unterstützen. Da geht ziemlich oft die Sonne auf, wenn sich die Arrangements heldenhaft öffnen und zarte Keyboardflächen die traumwandlerische Atmosphäre intuitiv stützen. Das Quartett begeht auch keineswegs den Fehler, zu viel auf Melancholie und Schwelgerei zu setzen, denn dezente Wut und Aggression fusionieren ungemein gut mit hochmelodischen Leads und zurückhaltenden Momenten oder himmelsschreienden Parts voller elegischer Sehnsucht. Ganz ruhige Passagen mit trippigen Sounds dürfen auch nicht fehlen („These Traces„), doch auch hier begehren die Gitarren mit moderaten Powerchords auf, die Doublebass kickt auch schön rein. Die Band schüttelt am laufenden Band melancholisch-melodische Riffs und fein gesponnenen Gesänge aus dem Ärmel, variiert geschickt in Tempo und Dynamik, sodass wir am Ende ein homogenes und doch detailreiches Werk genießen dürfen. Extrem entspannten Episoden mit zarten Pianotönen folgen bei „All Our Shadows“ erneut satte Chords und schöne Vokallinien. Demzufolge werden ausladende Titel wie der Closer „Reflections“ mitnichten langweilig: aus der nachdenklichen Ruhe mit Streichern, Samtstimme und einer einfachen Keyboardweise erhebt sich langsam, bedächtig und unbemerkt ein moderat aufbrausender Songpart, der allerdings fünf streichelweiche Minuten auf sich warten lässt, dann aber umso energischer und kraftbetont ausfällt.
Fazit:
Träumerische, elegant schwebende Melodiefinesse – sowohl den Gesang als auch die Instrumentalfraktion betreffend – verzaubern das Auditorium mit vielen epischen, breit ausgerollten Szenarien und kerniger Power. Night Verses überzeugt als Album zum Genießen, das jedoch keineswegs nur schwermütig daherkommt – bittersüße Melancholie gepaart mit gut dosierter Riffvehemenz – eine feine Geschichte!
Punkte: 9 / 10
Autor: Leonard