
Band: PESTNEBEL
Album: Verfall
Genre: Black Metal
Trackliste:
01. Crypts Of Antarctica
02. Blutweihe
03. Night Of The Final Damnation
04. Pestkolonne
05. Tower Of The Necromancer
06. In Feuer und Blut
07. Zur Hölle
08. Summer Of Suffering
Nach der langen Pause seit der letzten LP, Nachtwelten (2016), veröffentlichen PESTNEBEL nun ihr neuestes Werk Verfall. Der Name ist hier Programm: Auf dieser LP verbinden sich krätzige Räudigkeit, brutale Härte, besessenes Marschtempo und technische Gitarrenarbeit zu einem kompromisslosen Gesamtbild.
Schon der Opener „Crypts Of Antarctica“ legt ein Marschtempo vor, bei dem selbst Größen wie Marduk innehalten würden – während die Gitarren reißen und die keifende Stimme von Sänger Pestmeister Tairach der Nummer zusätzliche Schärfe verleiht.
Solo-Doublebeats leiten „Blutweihe“ ein, bevor in bestialischem Tempo losgeschossen wird und Pestmeister Tairach seinen eisig-bösen Gesang entfesselt. Das Tempo drosselt sich im Verlauf, die Nummer wird ruhiger und in sich geschlossener – ohne dass die chaotische Kälte à la Mayhem verloren geht. Technisch bleibt es spannend: Tempowechsel, aufwendige Gitarrenparts und clevere Bridges machen den Track abwechslungsreich und aufregend.
Auch bei „Night Of The Final Damnation“ kommt die Solo-Doublebass wieder zum Einsatz. Neben dem, auch hier, abartigen Tempo, den Reiteriffs und der bedrohlich dunklen Atmosphäre fällt hier besonders das Mastering auf: Zu Beginn noch klar und differenziert, wird bald ins dumpfe, verzerrte Klangbild gewechselt – ein Stilmittel, das perfekt funktioniert und die Nummer noch unbarmherziger und schneidender wirken lässt.
Mit einem hohen, hohlen Pfeifton, der den Hörer zusammenzucken lässt, startet „Pestkolonne“. Dieser Track ist langsamer, schwerer, bedrohlicher. Dämonisch und hexisch wird eine Atmosphäre geschaffen, die an die Zeiten des Schwarzen Todes erinnert und pure Beklemmung und Angst transportiert – Die Lyrics, eine faszinierende Geschichte – eiskalt erzählt durch die grausame Voice des Pestmeisters. Gitarrenbridges und Soli bringen gezielt Abwechslung in die Kälte, was dem Song eine subtile Mischung aus Grausamkeit und Faszination verleiht.
Wer auf Oldschool-Black steht, wird „Tower Of The Necromancer“ lieben. Schneidend, räudig, im mittelhohen Tempo, mit hallenden, in den Hintergrund gemasterten Vocals wird diese Nummer zum Inbegriff klassischen Black Metals – kein Schnickschnack, nur pure Kälte und Bosheit, aufgelockert einzig durch die komplexe Gitarrenarbeit, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album zieht.
Ähnlich verhält es sich bei „In Feuer und Blut„. Drückend schwer, mit hohem Tempo leitet die Nummer fast eine Minute lang rein instrumental ein, bevor eine grausame Geschichte in eiskaltem Ton erzählt wird. Besonders hervorzuheben sind hier die perfekt gesetzten Takt- und Tempowechsel der Drums, die zusammen mit den Vocals, trotz des bewusst räudigen Masterings. eine dichte, brutale Symbiose bilden.
Zur Hölle würde man die Jungs am liebsten wünschen, wenn man den vorletzten Track „Zur Hölle“ hört. So großartig das alles bis hierhin Gehörte war, so steil fällt der Track ins Mittelmaß ab: Klassischer Black ohne Individualität oder besondere Alleinstellungsmerkmale – solide, aber austauschbar. Kein Totalausfall, aber auch kein Highlight – der einzige echte Schwachpunkt auf der Platte und der Grund, warum Verfall nicht die volle Punktzahl erreicht.
Die Entschädigung folgt jedoch sofort: „Summer Of Suffering“ ist der mit Abstand technischste Track der Scheibe. Takt- und Tempowechsel, genial gesetzte Pausen und virtuose Gitarrenbridges treffen auf noch aggressivere und bedrohlichere Screams als zuvor. Eine absolut gelungene Wiedergutmachung für „Zur Hölle“ – und ein Abschluss, der Lust auf mehr macht.
Fazit:
Verfall ist ein kompromissloses Stück Black Metal, roh, räudig und technisch auf den Punkt. PESTNEBEL liefern kein glattgebügeltes Album, sondern eine dreckige, brachiale Attacke, die trotz aller Räudigkeit Struktur und handwerkliche Klasse erkennen lässt. Kleine Schwächen wie „Zur Hölle“ ändern nichts daran: Das Album bleibt eigenständig, charakterstark und ein eindrucksvolles Lebenszeichen einer Band, die sich weder anbiedert noch zurücknimmt.
Punkte: 9 / 10
Autor: Nicki