OSTORATON – Rehla (2025)

Band: OSTORATON
Album: Rehla
Genre: Progressive/Melodic Death Metal

Trackliste:
01. Rehla
02. Destiny Part I
03. Struggle
04. Wake Up
05. Shores Of Victory
06. Fight For Life
07. Destiny Part II
08. Eternal Flames
09. Into Chaos (Cover)

Wie Melodic Death aus dem Mittleren Osten funktioniert, zeigt das saudi-arabische Quartett OSTORATON bereits auf ihrem 2020 veröffentlichten Erstling Rehla – und verbindet orientalische Elemente mit technischen Riffs und treibenden Drumparts. Gekrönt wird die instrumentale Leistung nur durch die mächtigen Vocals, die mal drückend growlen, mal eindringlich sprechen und mal bissig keifen.

Der Titeltrack und Opener „Rehla“ startet genau mit diesem orientalischen Element und klassischem Cleangesang, wie er für die Region typisch ist – elegant anmutend, bevor melodischer Sprechgesang hinzukommt, der von schneidenden Riffs und mächtigen Drums abgelöst wird. Das klassische Gesangselement bleibt hinter dem Beat bestehen, bis brutale Growls den Track zur vollen Entfaltung bringen und ein gewaltiges Gitarrensolo den Höhepunkt setzt.

Destiny Part I“ erinnert durch seine progressiv-deathige Melodieführung an Melechesh, während Tempo und Gesamtstruktur auch Einflüsse von Crescent vermuten lassen. Diese Beschreibungen dienen aber mehr zur Orientierung – OSTORATON erschaffen auch hier durch starke Gitarrenarbeit, bebenden Blast und die charakteristischen Vocals ein eigenständiges Klangbild, dessen mitreißende Wirkung kaum zu übersehen ist.

Struggle“ liefert mit seinen folkigen Elementen Orphaned Land-Vibes, über denen ein starkes Gitarrensolo liegt. Arabischer Gesang im Hintergrund und tiefe Growls treffen auf shriekige Vocals, während die klar hörbare, gerade Basslinie das Stück stützt und trotz der Vielzahl der verwendeten Stilelemente rund wirken lässt.

Wake Up“ verlässt das gewohnte Schema – startet mit einem Riff im Stil von Children Of Bodom, bricht über eine orientalische Gitarrenbridge im Tempo, um sich schließlich in ein technisch anspruchsvolles Geflecht aus Gitarre, Gesang und klassischen Instrumenten wie Parkaschen, zu steigern. Eine gelungene Nummer, die an die oriental Blacker Nar Jahanam erinnert, die ebenfalls arabische Soundelemente in ihre Gitarrenarbeit einweben, um Tiefe und Atmosphäre zu erzeugen.

Bei „Shores Of Victory“ fehlen die folkigen Einflüsse zwar, doch büßt die Nummer nichts an Stärke ein. Im Gegenteil: Hier dominieren technische Raffinesse, komplexe Melodieführung, Takt- und Tempiwechsel, Sprechgesang, eisige Shrieks und tiefe Growls – eine wuchtige Komposition mit viel Atmosphäre.

Fight For Life“ beginnt mit arabischem Gesang und ruhiger Gitarre – fast schon schwermütig und melancholisch – bevor der Track ins mittlere Tempo fällt. Weiche weibliche Gesangselemente im Hintergrund, reißender Doubleblast und ein klarer Rhythmus machen die Nummer trotz starker Gitarrenarbeit zum am wenigsten komplexen, aber wohl tiefgründigsten Song der LP.

Destiny Part II“ glänzt mit klassischen Gesangselementen à la Orphaned Land – und beweist, dass die Jungs nicht nur knüppeln, sondern auch getragen und episch können. Der Cleangesang ist technisch einwandfrei, die Stimme wirkt geschult, und auch wenn man keine persönliche Vorliebe dafür hat, bleibt kein Zweifel: Gastsänger Furyo Biagioni beherrscht sein Handwerk. Eine ruhige, aber charakterstarke Nummer, die sich durch die vorher aufgebauten stilistischen Linien perfekt ins Album fügt.

Bei „Eternal Flames“ ist das Träumen vorbei. Die Härte ist zurück: bissige Gitarren, mächtige Growls, saubere Soli und auflockernde folkige Elemente – OSTORATON zeigen, dass Härte nicht gleich Eintönigkeit bedeutet.

Das Wasted Land-Cover „Into Chaos“ hält sich in Takt und Melodieführung eng ans Original – und wird durch technische Soli und gezielt gesetzte Shrieks eigenständig veredelt. Ein würdiger Abschluss eines rundum gelungenen Debütalbums.

Fazit:
Rehla überzeugt durch starke Gitarrenarbeit, durchdachte Melodieführung und eine druckvolle Kombination aus Growls, Screams und arabischen Cleangesängen. Die folkigen Elemente fügen sich sauber in das Gesamtbild, ohne aufgesetzt zu wirken, und verleihen der Platte eine klare Identität. OSTORATON zeigen technische Klasse, Atmosphäre und Gespür für Songstruktur – ohne den Fokus zu verlieren. Ein starker Erstling, der orientalische Prägung mit westlicher Härte stimmig vereint.

Punkte:


 

Autor: Nicki