
Band: NEEDLESS
Album: Premonition
Genre: Progressive Death Metal
Trackliste:
01. Derelict
02. Metatrons In Sunken Arks
03. Twilight Cradle
04. Constellations
05. As Our Citadels Burn
06. Dark Epiphany
07. The Outer Reach
08. Worlds Forgotten, Dreams Undone
Seit gut zwei Dekaden treiben die Ungarn NEEDLESS ihr Unwesen im Underground. Eine EP (The Dark Spirit Of Ages, 2015) und zwei LPs [Heresy (2019) und The Dark Cauldron (2022)] sind seither nebst einem Demo und ein paar Singles als produktives Output entstanden. Das dritte, nun vorliegende Werk namens Premonition wird hier gnadenlos zerpflückt.
Das Album startet mit quirliger Gitarrenpower und dunklen Growls, herzhaften Blasts und einer leicht desperaten Stimmfärbung. Energische Grooves packen den Hörer und feine Gitarrenleads setzen melodische Akzente. Eine Prise an exzentrischer Extravaganz wird durch die dezent avantgardistischen Vocals addiert. Eine komplexe und rhythmisch vertrackte Herangehensweise forcieren die Musiker auch hin und wieder, zudem glänzt der gelungene Wechselgesang. Manchmal sind die Gitarrensoli für meinen Geschmack etwas zu präsent, doch dann biegen zur Auflockerung interessante Keyboardmotive um die Ecke. Spacige Tastentöne und bedrohliche Grooves vermischen sich mit abgrundtiefen Growls im Verlauf von „Twilight Cradle„, dazu gesellt sich eine theatralische Aura mit harmonischem Hintergrund. Das klingt ein bisserl verworren und komplex – ein Basssolo hier, ein modernes Einsprengsel dort…es wird nie langweilig, doch man muss schon konzentriert bleiben, um die Vielzahl der Details nicht zu verpassen. Zwischendurch spendieren uns die Musiker nachvollziehbare Direktheit, Gangshout-artige Vokalparts und jede Menge Taktwechsel. Da sind ruhige Zwischentöne höchst willkommen und diese lockern das epische Stück „Constellations“ wohltuend auf. Die schwelgerische Melodieführung duelliert sich mit vertrackter Rhythmik und vielseitiger Vokalpräsentation. Ganz feinfühlige Passagen sind ebenso im Repertoire vorhanden, ebenso wie verspielte Keybaordsequenzen oder doomige Vibes, wogegen eingängige Refrains oder Hooks keine Rolle spielen. Das leichtfüßige, angejazzte Highlight „Dark Epiphany“ versprüht in dunkler Manier gute Laune und offeriert trotz viel Abwechslung einen wunderbar nachvollziehbaren Aufbau. Als Sahnehäubchen integrieren NEEDLESS total überraschend einen tollen Saxophon-Auftritt! Die Qualitäten von „The Outer Reach“ liegen beim detailverliebten Gesang, wogegen das Breitspur-Finale „Worlds Forgotten, Dreams Undone“ durch entspannte Vibes, herrliche Leads und dunkle Growls die Sonne auf- und untergehen lässt. Also nix mit gnadenlos zerpflückt, eher restlos entzückt 🙂
Fazit:
Es tut sich viel auf diesem Album, sowohl in rhythmischer als auch stimmlicher Hinsicht – ein Faible für komplexe Strukturen und detailreiche Kompositionen wäre bei NEEDLESS von Vorteil, sonst könnten die vielseitigen Stücke leicht zu einer Überforderung führen.
Punkte: 9 / 10
Autor: Leonard