ISKARIOT – Zelot (2025)

 

Band: ISKARIOT
Album: Zelot
Genre: Melodic Death Metal
Label: Running Wild Productions

Trackliste:
01. Lied der Stille
02. Traum
03. Verrat
04. Verlorene Welt
05. Zeit

Nach der Veröffentlichung ihrer ersten EP im Jahr 2023 stellt die Linzer Melodic-Death/Black-Partie ISKARIOT mit Zelot ihre zweite EP vor – und berichtet, bei hervorragender Instrumentalistik und wunderschön tiefdüsterer Melodieführung, über emotionale Abgründe, inneren Schmerz und Zerrissenheit, ohne dabei ihre charakteristisch-melodische Härte zu verlieren, die sie sich bereits auf dem Debüt Sabaoth zum Markenzeichen gemacht und nun weiter ausgebaut haben. Welchen Fortschritt die drei Jungs, die sich 2021 zusammengetan haben, im Songwriting und in der melodischen Gestaltung gemacht haben, wird bereits beim Opener deutlich.

„Lied der Stille“ trägt seinen Namen nicht ohne Grund. Neben epischer Melodieführung und hervorragender Arbeit an der Leadgitarre sowie einem eingängigen Riffing überzeugt die Nummer mit ihrer tiefgründigen textlichen Ebene, die trotz gutturaler Vocals hervorragend zur Geltung kommt. Im Midtempo marschiert der Track über mehrere Takt- und Tempiwechsel hinweg, baut Spannung durch gezielt eingesetzte Blast-Ausbrüche auf und zeigt ein geschicktes Songwriting, das stellenweise an Dissection erinnert – auch wenn hier deutschsprachige Texte über der Struktur thronen.

Traum, der zweite Track, ist nicht weniger beeindruckend, dafür umso härter. Ohne Umschweife legt die Nummer ordentlich Tempo vor, überzeugt erneut durch einmalige Melodieführung und bringt durch mehrere Breaks und Taktwechsel viel Abwechslung, während die Grundstimmung schwer, nachdenklich und melodisch bleibt. Hervorragendes Riffing und klug platzierte Gitarrenparts sorgen für einen ausgezeichneten Spannungsbogen, der in einem ruhigen, melodischen Part bricht – bevor der Song in einem aggressiven Ausbruch weiterbrennt und seine dramatische Epik, die hier völlig ohne Synthesizer entsteht, konsequent zu Ende erzählt.

Instrumental noch komplexer, zeigt sich Verrat. Die Nummer übertrifft ihre Vorgänger in puncto Melodieführung und Riffing und zeichnet sich zudem durch eine hypnotisch wirkende Grundstimmung sowie fast heavy-metal-artige Leadarbeit aus. Musikalisch ist es die stärkste Nummer der Platte, auch wenn die Lyrics nicht ganz die Tiefgründigkeit der übrigen Songs erreichen.

Dafür strotzt Verlorene Welt“ wieder vor Tiefe und melodischer Schwere. Die bereits mehrfach erwähnte hervorragende Arbeit an den Instrumenten kommt hier besonders deutlich zur Geltung – eine perfekte Mischung aus Technik, Härte und geschicktem Spannungsaufbau. Erwähnenswert ist auch das durchdachte Mastering: halb rau gehalten, aber klar genug, um jede Linie hörbar zu lassen, und mit genau der notwendigen Härte versehen, die den Gesamtsound der Platte entscheidend prägt.

Mit Zeit endet eine Reise, die sich hinter den großen Namen der Szene wie Dissection, Setherial oder Sacramentum keineswegs verstecken muss – Der Closer glänzt mit grooviger Schwere, düsterer Grundstimmung und einer Individualität, die im Gedächtnis bleibt.

Fazit:
Zelot zeigt deutlich, dass ISKARIOT ihre Hausaufgaben gemacht haben – in puncto Songwriting, Melodieführung und textlicher Tiefe ebenso wie in der durchgehend starken Arbeit an den Instrumenten. Die EP beweist, dass die drei Linzer nicht nur problemlos mit den großen Namen des melodischen Black/Death mithalten können, sondern dabei ihren eigenen Charakter und ihre Individualität konsequent bewahren.
Eine Veröffentlichung, die nicht nur geschlossen und stimmig wirkt, sondern echte Vorfreude auf ein vollständiges Album weckt – und eine Band präsentiert, von der man in Zukunft aus gutem Grund noch einiges erwarten darf.

Punkte:

Autor: Nicki