
Band: FROZEN WINDS
Album: Keys To Eschaton
Genre: Black Metal
Trackliste:
01. Theosphoros
02. Jesters Of Desolation
03. Spirit Of The Womb
04. Epiclesis To Amenti
05. Io Agia Pantokratora
06. Crown
07. From The Caverns
Melodisches, ruhiges Gitarrensolo, böses Lachen im Hintergrund, gefährliche Stimmelemente und dezente Drums – so beginnen FROZEN WINDS ihre neueste Veröffentlichung Keys To Eschaton. Der Starter „Theosphoros„: Episch und schön mutet die Nummer an und lässt zunächst die Erwartung auf eine ruhigere, getragenere Scheibe aufkeimen – bevor sie mit Blastbeats und Reiterriffs unvermittelt losdonnert. Hexische Vocals, die beißen und keifen, treffen auf klassische Reiterriffs und Doublebass – das männliche und weibliche Fronted aufeinander, wie man es selten hört. Mystische Atmosphäre, taktische Finesse und Tempoarbeit verschmelzen zu einem Hörerlebnis der besonderen Sorte.
Dass die Vier ihr Handwerk verstehen, haben sie schon auf ihrem ersten LP Necromantic Arts (2018) eindrucksvoll bewiesen. Mit Keys To Eschaton jedoch setzen sie sich selbst die Latte noch höher. „Jesters Of Desolation“, der zweite Track, übertrifft „Theosphoros“ in Stilistik und Ausführung deutlich: Wunderschöner weiblicher Cleangesang eröffnet die Nummer elegant und melodiös. Normalerweise rechnet man bei solchen Intros mit einem plumpen Übergang in den Blast – nicht so bei FROZEN WINDS: Während die anmutige Passage noch nachklingt, setzt im Hintergrund subtil der Drumbeat ein und hebt sich synchron mit dem Verklingen des Gesangs – ein Stilelement, an dem viele scheitern, das hier aber perfekt gelungen ist. Im Midtempo und getragen von reißender und trotzdem technischer Gitarrenarbeit liefern sich hier der Dämon und die Sirene ein infernalisches Duett über einer perfekt abgestimmten Instrumentierung– mehr als gelungen.
„Spirit Of The Womb“ startet leise, bedrohlich, schneidend und kalt – ein weiteres Stilmittel, das viele versuchen, aber nur wenige beherrschen. Die Nummer erreicht ihre volle Lautstärke nicht plötzlich, sondern wächst präzise und subtil. Slow Drums und kalte Gitarren erzeugen eine stetige Bedrohung, die sich mit dem Einsetzen der weiblichen Hexenstimme und einem dämonischen Lachen, das in Brutalität überleitet, zur Hochspannung steigert. Erst dann bricht der Blast los – und sorgt für Abwechslung, drosselt aber auch recht schnell wieder. Das Tempo bleibt über weite Strecken langsam, der immer gleichbleibende Riff schafft eine Atmosphäre, die kälter und dunkler kaum sein könnte – dabei bleibt das Mastering klar und ohne jede Spur von Räudigkeit. Die Überraschungen des Tracks sind das hochtechnische Gitarrensolo und ein gesanglicher Teil, mit dem so niemand gerechnet hätte – schon allein für diesen Track lohnt sich das Reinhören.
Eine recht eigentümliche, aber stimmige Bridge bildet „Epiclesis To Amenti“ – ruhig, instrumental und klangvoll leitet sie zum zweiten Teil der LP über. Rockig und melodisch und doch ganz anders beginnt „Io Agia Pantokratora“ – ein Stilwechsel, der unerwartet kommt und so gar nicht darauf vorbereitet, was folgt: Schwere Drumpassagen im Midtempo, schneidende Riffs, bedrohliches Kreischen und mächtige Growls prägen die Nummer. Wieder stehen männliche und weibliche Vocals in perfektem Wechselspiel, begleitet von starken Gitarrenparts, technischen Bridges und abwechslungsreichen Takt- und Tempowechseln. Die fast epische Atmosphäre wird mit musikalischer Stärke getragen, sodass man fast enttäuscht ist, als die Nummer endet.
Die vorletzte Nummer der LP, nämlich „Crown“, klopft sofort mit typisch okkultem Dreier-Beat los, der trotz feiner weiblicher Backgroundvocals bedrohlich klingt. Der dann einsetzende Sprechgesang unterstreicht die düstere Stimmung und erinnert sofort an dunkle Beschwörungen – ein Stilelement, das durchaus an Werke von Rotting Christ erinnert. Generell atmet die Nummer den Geist der Altmeister, bewahrt sich aber eigene Handschrift durch hallende Cleanvocals und melodiöse Gitarren. Nach etwa der Hälfte bricht ein spezielles Reiterriff mit Doublebass und dämonischem Keifen durch – ein Stilbruch innerhalb der Nummer, den FROZEN WINDS meisterhaft umsetzen. Ab diesem Punkt rumpelt „Crown“ im Affentempo mit roher Wildheit dahin – keine Spur von Epik, aber auch hier bleibt die technische Qualität erhalten. Über dem dreckigen Black-Metal-Sound thront wieder die elegante, wunderschöne Cleanstimme – eine absolut einzigartige Mischung.
Der Closer „From The Caverns“ startet ruhig und bedrohlich; ein in den Hintergrund gemastertes Gitarrenriff und hypnotischer Sprechgesang, welcher, getragen von einfachem Drumbeat, eine Stimmung schafft, die an okkulte Riten denken lässt, bevor in hohem Tempo und mit epischem Riff losgedonnert wird. Hier entsteht durch die weiblichen Clean Vocals eine Atmosphäre, die dunkler, düstererer und schöner nicht sein könnte. Die Bridge leitet auch hier zur Brutalität über, die Gitarre reißt, die weiblichen Vocals keifen in dämonischer Grausamkeit, bevor das Tempo hochgeht und der zweite Teil des Duo infernale seine mächtige böse Voice erklingen lässt und zusammen mit der Hexenstimme, die Nummer auf ein neues Niveau hebt. Eine Gänsehautatmosphäre, getragen von technischer Gitarrenarbeit, perfekt inszenierten Vocals, genialem Mastering, sowie intelligent gesetzten Pausen, Takt- und Tempiwechseln – bevor die Nummer mit einem Solo der Extraklasse und der ruhigen Gefährlichkeit, die schon beim Intro verwendet wurde, ausklingt.
Fazit:
Keys To Eschaton führt den Hörer durch eine Welt aus kalter Mystik, technischer Finesse und präzise inszenierter Dunkelheit. FROZEN WINDS schaffen es, mit jedem Track eine eigene Welt aus technischer Stärke, atmosphärischer Tiefe und perfekt gesetzter Dynamik entstehen zu lassen. Roher grausamer Black und musikalisch technische Eleganz erschaffen gemeinsam eine Atmosphäre, die fesselt und überrascht. Das Zusammenspiel aus zerstörerischer Kraft und stiller Bedrohlichkeit macht dieses Album zu einer Reise, die düster und absolut faszinierend ist.
Punkte: 10/ 10
Autor: Nicki