DIZZINESS – Abhorrent Flickering Of Obscurity (2024)

Band: DIZZINESS
Album: Abhorrent Flickering Of Obscurity
Genre: Black Metal

Trackliste:
01. Smoulder Dun
02. Into Nullity
03. O Vrachos
04. Shrunk
05. A Limping Pilgrim
06. Sound Of Insight – Outto

Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber die griechische Metal-Szene ist mir weitgehend fremd. So habe ich auch von DIZZINESS noch nie etwas gehört, hätte aber aufgrund des Namens vermutlich noch nicht mal näher hingesehen, weil es mich nicht weiter neugierig gemacht hätte – ich weiß zwar nicht, was ich erwartet hätte (oder doch etwa Heavy Metal?), aber jedenfalls keinen Black Metal. Nun gut, ein kurzer Blick in die Metal Archives, zeigt mir, die Griechen sind schon seit Ewigkeiten, konkret 2008, aktiv, haben eine ganze Reihe von Releases und das hier vorliegende Abhorrent Flickering Of Obscurity ist immerhin bereits das vierte Album. Höchste Zeit also, reinzuhören.

Das Quartett rund um den Gitarristen Pyriflegethon liftet über sechs Tracks und einer Spielzeit von rund 34 Minuten den Vorhang für uns, um einen Höreindruck zu erhaschen. Der Opener „Smoulder Dun“ kriecht mit seinen ersten Gitarrenklängen förmlich in die Gehörgänge, dramatisch, schnell, unheimlich, eiskalte Riffs, donnernde Drums – die leider unten rum ein wenig dünn daherkommen – und gebrüllte, gekreischte Vocals, wie sie im Black Metal sein sollten. Interessant: der Song ändert bei etwa der Hälfte der Laufzeit seine Charakteristik. Beschwörende Stimmen mischen sich ein, das Tempo wird zurück genommen, eine gut-eigenartige Atmosphäre beginnt sich zu entwickeln. Mein Körper reagiert mit Gänsehaut – ein gutes Zeichen. Und ich nehme es vorweg; das soll so bleiben. Wir haben es hier weitestgehend mit wunderbarem BM zu tun, getragen von einer mächtigen, direkten und geradlinigen Rhythmussektion, spannen die Riffs eine ganz eigene Klanglandschaft auf. Tempo- und Rhythmuswechsel machen die Songs abwechslungsreich, atmosphärische Brüche verändern auf dem halben Weg die Charakteristik und Atmosphäre der Songs, rücken sie in gänzlich anderes Licht, bis es unter dem Donner der Drums zunächst zu flackern beginnt, schlussendlich zusammenbricht. Da gibt es Anleihen an ganz klassischen Black, dort blitzt die zweite Welle durch, da sind Post-Einflüsse und all das wird vermengt, harmonisch integriert und zu einem modernen, zugleich zeitlosen und eigenständigen Stil verwoben wie in „Shrunk„. Was ist das für ein beeindruckender Song! Eine undurchdringbare Wand aus Riffs, markerschütternde Blast-Attacken, pulsierend-wummernder Bass, nicht massiv schnell, aber nichtsdestotrotz gnadenlos und auf eigene Art aggressiv. Das folgende „A Limping Pilgrim“ nimmt deutlich Tempo raus, ein Post-Black-artiges leitendes Riff nimmt die Hörerin an der Hand bis es an einer massiven Wand aus Drums, Bass und kurzen, rasierklingenscharfen Riffs zerschellt.
Die Produktion betont atmosphärisch passend, die Mitten: die Snares, Cymbals und Hihats und die Gitarren, bekommen Vorrang gegenüber Bass, Toms und Kickdrum, was nur ein kleiner, sehr subjektiver „Mangel“ ist. Ein anderer – aber das ist objektiv gegeben – das Album ist zu kurz. Aufgrund zweier Instrumental-Tracks, wobei der Closer eigentlich nur ein atmosphärischer Klangteppich ist, hat man zu wenig vom kreativen, abwechslungsreichen Songwriting, zu wenig vom mitreißenden, modernen Black Metal der Griechen. Ich brauche mehr … und werde mich durch das Gesamtwerk hören.

Fazit:
Wir haben es hier mit einem formidablen Album zu tun. Moderner, zugleich zeitloser Black Metal, dem es gelingt, Einflüsse aus der ersten und der zweiten Welle zu verweben. Gekonnt werden Post-Black-Metal Akzente gesetzt, sodass eine ganz eigenständige Soundsignature entsteht. Dazu kreatives Songwriting, abwechslungsreiche, teils überraschende Songprogression und nicht zuletzt auch hohes handwerkliches Niveau. Die Songs sind roh und zugänglich zugleich, sodass das Album sowohl hartgesottene Black Metal-Enthusiasten, als auch Neueinsteiger ansprechen dürfte, ja selbst Puristen dürften das eine oder andere Entzücken erleben.

Punkte:

  

Autor: distelsøl