CODEX MORTIS – Tales Of Woe (2024)

Band: CODEX MORTIS
Album: Tales Of Woe
Genre: Black Metal

Trackliste:
01. Forsaken
02. Capricious Disembodied Villain
03. Chosen
04. Trenched In Blood
05. Fire Screams And Death
06. It Dies With Me

Mit Tales of Woe bringt CODEX MORTIS ihr neuestes Werk heraus – und lässt es auch hier wieder ordentlich krachen.
Der Longplayer eröffnet mit einem Paukenschlag, denn der Opener Forsaken startet komplett schmucklos, ohne Intro, sondern geht mit gewaltigem Marschtempo unbarmherzig in die Vollen. Genauso unerwartet geht es innerhalb des Tracks weiter – denn nach der ersten Minute Blackened-Volldampf mit absolut bösen Screams und Growls bricht das Tempo unerwarteterweise in eine technische und schwere Bridge, die mit einem kompletten Taktwechsel einhergeht. Ungewöhnlich – aber nicht die einzige Überraschung auf diesem Album.

Während Track 2 „Capricious Disembodied Villain“ und 3 Chosen absolut blackened, technisch und musikalisch extrem raffiniert – durch diverse komplexe Riffs, Takt und Tempiwechsel – weitergehen, schlägt Nummer 4 Trenched In Blood eine ganz andere Richtung ein. Die ersten Sekunden erinnern sofort an die Werke von Marduk, Mayhem oder Gorgoroth – aber nix da: auch hier wird nichts kopiert, sondern geschickt interpretiert. Denn wer jetzt beim Einsetzen der Vocals das typisch teuflische Black-Metal-Gekreische im Stil von Mortuus, Gaahl oder Pest erwartet, wird sich wundern: Sänger Dirk Willems startet mit Growls, bei denen die Death Metaller von Bloodbath oder Dying Fetus vor Neid erblassen würden – Growls, die man so definitiv nicht im puren Black Metal findet.
Genial durch hochtechnische Riffs und  Blasts im mittleren bis höheren Tempo hinterlegt, wechselt das Mastering hier zwischen diesen Growls und absolut bösen, Black-Metal-typischen Screams. Dieses Spiel zieht sich durch die ganze Nummer: extremes Tempo, Growls und Screams fügen sich zu einer perfekten und echt einzigartigen Blackened-Death-Nummer zusammen.

Langeweile scheint für die Jungs nicht in Frage zu kommen, denn obwohl Track 5 Fire Screams And Death im gleichen Stil dahinknüppelt, ist dieser wieder komplett anders aufgebaut. Obwohl stilistisch nichts direkt an andere Bands erinnert, schaffen es die Jungs hier, trotz des enormen Tempos und der Variation, dieselbe bedrohliche Atmosphäre wie etwa Bewitched aufzubauen.
Und auch hier gilt: „Überraschung, Überraschung! – wieder etwas Neues!“ Denn gegen Ende hin klingt der Track mit einem ruhigen Pianopart aus, der so gar nicht zum Rest der absolut aggressiven und bedrohlichen Nummer passt – und den man gerne hätte kürzer halten dürfen. Denn nach dem langen Gesimmer würde man beim Schlusstrack It Dies With Me nochmals damit rechnen, dass dieser den Hörer mit voller Brachialgewalt aus seiner Trance reißt.

Dies gelingt leider nur teilweise, denn obwohl gegen Mitte ein wirklich technisches Solo eingebaut ist und auch hier das Muster der Taktwechsel voll durchkommt, hat It Dies With Me im Gegensatz zu seinen Vorgängern bei weitem nicht den Wumms und die Raffinesse, die man erwarten würde. Trotzdem ist der Closer keinesfalls schlecht – im Gegenteil: die Bedrohung und Atmosphäre, mit der CODEX MORTIS schon bei manchen der vorherigen Tracks gespielt hat, kommen hier wieder voll zur Geltung, obwohl kein eintöniger Beat oder gedrosseltes Marschtempo zum Einsatz kommen.

Fazit:
Mit Tales of Woe liefern CODEX MORTIS ein Album ab, das durch seine gnadenlose Energie, die starke technische Ausarbeitung und den geschickten Wechsel zwischen brutaler Härte und düsterer Atmosphäre voll überzeugt. Vor allem die ersten fünf Tracks lassen kaum Zeit zum Durchatmen und zeigen eindrucksvoll, was wirklich hervorragenden Blackend Death Metal ausmacht.

Zwar verliert die Platte am Ende mit It Dies With Me etwas an Druck und Dynamik, doch selbst dieser kleine Dämpfer schmälert den Gesamteindruck kaum.
Tales of Woe ist alles andere als ein Album zum nebenbei hören – es packt, überrascht und hält den Hörer permanent in der Schwebe zwischen Verwunderung ,Faszination und dem typischen „WTH“ Moment.

Punkte: 9/ 10

Autor: Nicki