
Band: CHRONOLIT
Album: Exodus Protocol
Genre: Melodic Death Metal
Trackliste:
01. Turbulence
02. The Path With The Bootprints
03. Everspace
04. Second
05. The Artefact
06. Hazard
07. Paradoctrine
Die aus Ungarn stammenden Melodeather CHRONOLIT konnten 2022 mit der EP Everspace auf sich aufmerksam machen. Nun versucht das Quintett mit Exodus Protocol seinen doch noch recht überschaubaren Status auszubauen.
Stellt sich die Frage: peppig wie Paprika, doch nur langweiliges MDM-Gulasch oder gar Einheitsbrei? Sieben epische Songs über gut 40 Minuten zeichnen ein stimmungsvariables Bild: von Beginn weg fällt der vielschichtige Sound auf, der den Bass und die verspielten Drums hervorragend zur Geltung bringt. Die kratzbürstige, aggressive weibliche Stimme bekommt hin und wieder männliche Gesellschaft, wobei sich der Wechselgesang als äußerst gelungen herausstellt. Die dezenten orchestralen Beigaben geben der Musik symphonische Tiefe, und eine gewisse progressive Note gestaltet die Klänge zusätzlich spannend. Melodische Gitarrenläufe, elegante Pianospielereien und rhythmische Variationen – da spielt sich einiges ab – vielleicht ist das auf den ersten Drücker zuviel und überfordernd. Typischen, geradlinigen Death Metal spielen CHRONOLIT jedenfalls nicht. Ruhige Entspannungsmomente haben ebenso ihren Weg in die Songstrukturen gefunden, da wirken die kontrollierten Speedattacken sehr effektiv, doch die Musiker fühlen sich auch im getragenen Midtempo wohl. „The Path With The Bootprints“ bietet erneut eine Mixtur aus Gute-Laune-Riffs ohne Humppa-tralala-Beigeschmack (Ensiferum-like) und progressiver, komplexer Exzentrik, die den Song manchmal ein bisserl zerfasert und in turbulentes Fahrwasser manövriert. „Everspace“ fährt ein singendes Riff auf, das echte Hookline-Qualitäten besitzt; auch das Break mit galoppierender Doublebass und melodischer Variation sorgt für Applaus. Stereoeffekt und Tapping-Soli bescheren uns während „Seconds“ einige Momente akustischen Genusses, bevor „The Artefact“ den Fokus auf pumpende Rhythmik und schwelgerische Epik legt. Verspielte Keys, bissige Vocals und coole Grooves stellen sich als weitere gelungene Bausteine des Songgerüsts heraus. Vokale Auflockerungen wie die gesprochene Passage bei „Hazard“ und Tempoverschleppungen sammeln weitere Pluspunkte, ebenso wie die feinen Basslinien und gut dosierte Komplexität. Der augmentierende Aufbau gelingt beim abschließenden Epos „Paradoctrine“ mit sphärischen Gesängen und fließenden Übergängen besonders gut. Feine Keyboardteppiche verbinden sich mit schweren Grooves sowie erzählerischen Gitarrensoli, die eine leichtfüßig galoppierende Einheit ergeben.
Fazit:
Auf keinen Fall schmeckt Exodus Protocol langweilig oder wie ein Einheitsbrei, die Musik wirkt agil, peppig wie feuriges Gulasch, vielleicht dezent überwürzt und mit zu vielen Komponenten versehen. Klare Pluspunkte: die progressive Spielweise und der gelungene Wechselgesang. Verbesserungspotential sehe ich bei der sinnvollen Zusammenführung der Ideenvielfalt, die Wechsel sollten für einen guten Flow nicht so schnell passieren. Ein Album zum genießerischen Zuhören mit jeder Menge Esprit und Pep!
Punkte: 9 / 10
Autor: Leonard