
Band: AZURE EMOTE
Album: Cryptic Aura
Genre: Avant-garde Death Metal
Label: Testimony Records
Trackliste:
01. Into Abysmal Oblivion
02. Insomnia Nervosa
03. Aeons Adrift
04. Bleed With The Moon
05. Defiance Infernus
06. Provoking The Obscene
07. Disease Of The Soul
08. Feast Of Leeches
09. Return To The Unknown
10. Writhing Lunacy

Bei aller Vielfalt im Metal mit seinen vielen Subgenres, engen die – vermeintlichen, oft aber „gut bewachten“ – Genrebeschränkungen, die Kreativität mitunter ein. AZURE EMOTE wurde als Antwort darauf, als Avantgarde und ein kreatives, experimentelles Ventil gegründet, um diesen Beschränkungen nicht zu unterliegen. Mit dem vorliegenden vierten Album Cryptic Aura will die Band aus Philadelphia ihren musikalischen Bereich nun noch weiter ausdehnen.
Gleich der erste Höreindruck irritiert: klanglich sind die Instrumente sehr scharf voneinander getrennt, sehr hart im Klangraum positioniert, die Tiefenstaffelung wirkt unnatürlich und kalt. Über das ganze Album hinweg erschließt sich mir nicht, ob das bewusst – quasi als Ausdruck der geheimnisvollen Aura – so gestaltet wurde, aber es macht jedenfalls Eindruck. Musikalisch bekommen es die Hörenden mit einem vielfältigen Album zu tun. Die Variation spielt sich dabei nicht unbedingt in kleinteiligem Gefrickel ab, sondern betrifft die großen Linien. Hier sind klassische Death-Elemente, dort jazzige bis djentige Akzente, da eine Geige und dort ein Frauenchor, weitgehend harsche Growls und dann auch mal female clean vocals, von Rhythmus- und Tempowechseln spreche ich gar nicht. Das alles zusammen genommen erzeugt eine ganz eigene Klanglandschaft. Die Lyrics in „Feast of Leeches“ scheinen Programm zu sein: da ist die Rede von multidimensionalen Druck, Herzrhythmusstörungen, verstörenden Träumen – ja, genau, eh. In jedem Song, über das ganze Album hinweg, tut sich eine Menge und doch fühlt und hört es sich für mich nicht rund an. Freilich, die Songs haben Struktur und entwickeln sich entlang ihrer Progression. Die Musiker*innen geben Hörproben ihres Könnens und beeindrucken mit ihren Skills. Gleichzeitig bleibt es ein eigenartig abgetrenntes Nebeneinander, kein Song bleibt in Erinnerung, kein Song legt seine Haken aus. Auch das Album in seiner Gesamtheit entwickelt auch nach mehreren Hördurchgängen keine Gestalt, sondern bleibt flüchtig. Möglicherweise bin ich auch einfach nicht in der Lage, die versteckte Bedeutung, das Geheimnis hinter der kryptischen Aura zu erfassen.

Fazit:
AZURE EMOTE wollen Genregrenzen überwinden und mit Cryptic Aura ihren musikalischen Ausdrucksraum ausdehnen. Wenn der Raum aber zu sehr ausgedehnt wird und die Kohäsion der Elemente zu gering ist, entsteht ein beziehungsloses Nebeneinander, eine unangenehm kalte Flüchtigkeit. Trotz beeindruckender Skills an den Instrumenten, will kein rundes Bild entstehen.
Punkte:

Autor: distelsøl