
Band: ANGERONA
Album: The Omen Ov Forbidden Prophets
Genre: Black Metal
Trackliste:
01. Winds Ov Eternal Nightmare
02. Immortal Sorrow’s Stench
03. Omen Ov Forbidden Prophets
04. Voyage Beyond The River Styx
05. Flaming Wings Ov Night
06. Wastelands Ov Fire And Grief
07. Ocean Ov Misery
Mit The Omen Ov Forbidden Prophets präsentiert ANGERONA sein erstes vollständiges Album – und liefert damit einen Einstand, der sich gewaschen hat. Dass die australische Black-Metal-Szene längst nicht nur aus Nazxul und Drowning The Light besteht, dürfte spätestens nach dieser Veröffentlichung klar sein. Hinter dem Ein-Mann-Projekt steht Scorn Wraith, der hier nicht nur musikalisch, sondern auch atmosphärisch eine nahezu cineastische Vision entfaltet.
Gleich der Opener „Winds Ov Eternal Nightmare“ zeigt, wohin die Reise geht. Nach einem düsteren, sakral angehauchten Intro – irgendwo zwischen Exorzismus, Kirchenschrecken und ritueller Bedrohlichkeit – explodiert der Track mit rasenden Blasts, schneidenden Riffs und einer Stimme, die eher nach dämonischem Sprechakt als klassischem Black-Metal klingt. Die technisch versierten Gitarrenläufe bleiben durch das zurückhaltende Mastering leicht im Hintergrund, was dem Song eine unterschwellige Tiefe verleiht. Immer wieder wird das Tempo durch ruhigere, fast schon beschwörende Passagen unterbrochen, ohne dabei die Spannung zu verlieren. Ein auffälliges und gutes Timing, das hier zum Einsatz kommt und mit dem fast über die ganze LP hinweg gespielt wird.
Doch wer nun glaubt, dass sich dieses Schema durch die gesamte Scheibe zieht, liegt gewaltig daneben – denn schon „Immortal Sorrow’s Stench“, die zweite Nummer, reißt den Hörer ohne Vorwarnung aus der tranceartigen Stimmung des Vorgängers. Ein wuchtiger, hochgeschraubter Einstieg, gefolgt von einer plötzlich einsetzenden Melodik, die sich perfekt mit Scorn Wraiths hypnotisch-kalter Stimme verbindet. Auch hier kommen Sprechgesangspassagen zum Einsatz, allerdings ohne dabei das Tempo zu brechen – im Gegenteil, die durchgehende Rasanz verstärkt die Bedrohlichkeit und zieht den Hörer weiter in diesen unheilvollen Sog.
Das Spiel mit den verschiedenen Stilmitteln scheint das Steckenpferd von ANGERONA zu sein, denn was sich in den ersten beiden Songs ankündigt, wird im Titeltrack „Omen Ov Forbidden Prophets“ auf ein neues Level gehoben. Hier wird das bisherige Klangbild gebrochen – mit Offbeat-Einstieg plus Gitarrensolo und einem Songaufbau, der eher durch Präzision als durch Raserei überzeugt. Das Tempo bleibt hoch, aber der Fokus liegt klar auf technischer Ausarbeitung und melodischer Härte – irgendwo zwischen Dissection und Dark Fortress angesiedelt, aber mit einer ganz eigenen Note.
Noch überraschender wird es mit „Voyage Beyond The River Styx“, einem Track, der sich zunächst fast schon ruhig, ja fast avantgardistisch präsentiert. Die Melodien sind eingängig, die Struktur komplex und durchdacht – bis etwa zur Mitte, wo die Nummer plötzlich wieder anzieht und in alter Manier alles niederbrennt. Und wieder folgt der Bruch: Langsamkeit, Melancholie und eine theatralische Dichte, die nahtlos in „Flaming Wings Ov Night“ übergeht. Hier gönnt ANGERONA dem Hörer eine kurze Verschnaufpause – aber keine Langeweile. Der Song orientiert sich stilistisch stark an seinem Vorgänger, sticht jedoch durch ein technisch starkes, überraschend melodisches Gitarrensolo hervor, das sich tief ins Ohr brennt und bei keinem anderen Track in dieser Form auftaucht.
Track Nummer 6 „Wastelands Ov Fire And Grief“ und die letzte Nummer „Ocean Ov Misery“ sind so etwas wie die Outlaws des Albums, da man hier – nach den beiden Vorgängern – wieder einen kompletten Wechsel erwarten würde. Könnte man. Tut man auch. Wird aber enttäuscht. Die Tracks kehren zum Stil der Nummer eins, „Winds Ov Eternal Nightmare“, zurück und legen keine weiteren Besonderheiten oder technischen Raffinessen mehr auf den Tisch. .Zurück zum Tempo und zur Wucht ist hier das Motto.
Zwar fehlen die technischen Spielereien und Überraschungsmomente der Vorgängertracks, dafür schließen die beiden Songs den Kreis des Albums und lassen The Omen Ov Forbidden Prophets in seiner rohen, apokalyptischen Atmosphäre ausklingen.
Fazit:
Mit The Omen Ov Forbidden Prophets gelingt ANGERONA ein Einstand, der nicht nur Aufmerksamkeit, sondern auch Respekt verdient. Die ersten fünf Tracks sind ein einziger Rausch aus Härte, Atmosphäre und handwerklicher Präzision – kaum ein Moment, in dem man abschweift oder nicht völlig hineingezogen wird. Gerade weil diese erste Albumhälfte so stark und überzeugend daherkommt, wirken „Wastelands Ov Fire And Grief“ und „Ocean Ov Misery“ im direkten Vergleich ein wenig abfallend. Die Rückkehr zu altbewährtem Stil ohne neue Impulse ist zwar konsequent, passt aber nicht ganz zur Vielseitigkeit und Finesse, die zuvor aufgebaut wurde – was beim Hören zwangsläufig eine leichte Enttäuschung hinterlässt.
Trotzdem bleibt unterm Strich ein durch und durch beeindruckendes Debüt, das vor allem durch seine dramaturgische Intelligenz und das Gefühl für Spannung und Brüche überzeugt. Scorn Wraith beweist ein bemerkenswertes Gespür für Timing, Variation und Atmosphäre – und schafft es, Stilmittel so gezielt und effektiv einzusetzen, dass man das Album trotz kleiner Schwächen bis zum Ende gespannt verfolgt.
Punkte: 8/ 10
Autor: Nicki