DRIFT INTO BLACK – Voices Beneath The Rubble (2024)

Band: DRIFT INTO BLACK
Album: Voices Beneath The Rubble
Genre: Gothic/Doom Metal
Label: Black Lion Records

Trackliste:
01. The Horns Of Despair
02. In Turmoil
03. The Great Machine
04. Voices Beneath The Rubble
05. Last Hope
06. Forever King
07. Blood Storm
08. What’s Left In The Fire
09. Turning Of The Tide
10. December

Das amerikanische Trio von DRIFT INTO BLACK hat einen beachtlichen Release-Record. Die Band gibt es erst seit 2017, in dieser Zeit wurden aber bereits eine Reihe von Singles, eine EP und fünf (!) Alben veröffentlicht. Das letzte Voices Beneath The Rubble erschien 2024 und verspricht mit 10 Tracks und einer Laufzeit von einer Stunde atmosphärischen Dark Ambient, Gothic Doom Metal.

Es beeindruckt in Anbetracht der Dauer des Bestehens der Band sehr, wenn man auf die Liste der Releases schaut. Es vermittelt den Eindruck unglaublicher Kreativität und Schaffenskraft. Ich werde neugierig und würde am liebsten gleich ganz vorne, beim Debüt, anfangen, entscheide mich aber für den vernünftigen Weg, halte mich an die Vorgabe des Chefredakteurs und setze mich in meinen Lauschhafen, um mich um das beauftragte Review zu kümmern. Das Intro „Horns Of Despair“ beginnt mächtig und voluminös: Bläser, Streicher, orchestrales Arrangement, mystisch sirenenhafte female vocals und geht dann etwas holprig über in „In Turmoil„. Eine düster anmutende Atmosphäre, trockene Drums, kurzes, hartes Riffing. Die Vocals stehen unerwartet zentral im Vordergrund des Klangbilds. Die Melodie schleppt sich vor sich hin. Nun gut: Doom ist jetzt nicht bekannt für die lebendigsten, mitreißendsten Melodien, aber genau das, macht ja oft den Reiz aus. Wobei… Doom? Nein, nicht wirklich. Zu schnell, zu wenig Tiefe, Schwere und Dunkelheit. Dark Ambient? Nein, nicht wirklich, zu wenig Atmosphäre, zu viel Vocals. Gothic? Ja noch am ehesten, aber ich bin noch nicht überzeugt, aber ich vertraue auf die weitere Entwicklung. In der Folge hört man großflächige Keyboard-Wände, eine Menge (und ich meine eine MENGE!) Streicher, regelmäßige Gitarrensoli, bemühte Vocals und Versuche von Dynamik durch Tempovariation, lautere und ruhigere Sequenzen, die einen gewissen Einfluss aus dem Progressive nahe legen. Allein: das geht nicht auf. Es wirkt bemüht, angestrengt. Das musikalische Storytelling lässt aus, die Versuche Atmosphäre zu schaffen, münden in ein Schichten über Schichten flächiger Sounds. Als besonders schwieriges Beispiel sei „Forever King“ angeführt. Nur schwer halte ich diese Gleichförmigkeit aus, bin versucht den Song zu skippen, er wühlt mich auf, auf unangenehme Weise. Als Hörerin weiß man nicht wohin, bleibt orientierungslos. Was will die Band mir sagen? Welche Bilder will sie erzeugen? Was will sie emotional evozieren? Über die Länge des Albums wird es anstrengend einfallslos, ja belanglos.
Vielleicht waren meine Erwartungen hinsichtlich „unglaublicher Kreativität und Schaffenskraft“ zu hoch, vielleicht bin ich einfach ungeeignet für diese Musik, vielleicht ist aber auch einfach nicht sinnvoll, alles was man so an – mehr oder weniger – kreativen Ideen hat, zu veröffentlichen.
Es gibt sie ja durchaus, die interessanten Stellen. So zeigt beispielsweise „What’s Left In The Fire“ durchaus Potenzial, speziell in den reduzierten Passagen, in denen es deutlich besser gelingt, Emotion zu transportieren, als in den aufgeladenen, mit Streichern überladenen. Auch die weibliche Gastvocals tun dem Song gut, aber auch hier: unnötiges Layering. Nein, Atmosphäre entsteht nicht aus einer Vielzahl von Schichten und Streichern, sondern lebt von Authentizität.

Fazit:
Es ist nicht immer eine gute Idee, alles was einem einfällt zu veröffentlichen. Das gilt in vielen Lebenslagen, insbesondere aber auch bei Musiker*innen. Zu groß ist die Gefahr sich in Gleichförmigkeit und Belanglosigkeit zu verlieren, wie es DRIFT INTO BLACK mit diesem Album passiert ist. Es schleppt sich vor sich hin, orientierungslos, angestrengt, gleichförmig.

Punkte:

Autor: distelsøl