Band: MYSTHICON
Album: Bieśń
Genre: Black/Death Metal
Trackliste:
01. Shapes
02. Unbearable Silence
03. We Are The Worms
04. Na naszej krwi
05. The Storyteller
06. Creation (Lux Occulta Cover)

Symbolik, Mystik und die tiefe Verwurzelung in der Mythologie ihres Landes hat das okkult-black Sextett MYSTHICON auf die polnische Fahne geschrieben. Neben undurchdringlicher Düsternis, brachial-aggressiven Gitarren, eiskalten Vocals und dem klassischen Black-Metal-Paukenschlag warten auf dem sechs Track starken Longplayer auch einige Überraschungen in Form von Drehleier, Kontrabass und anderen folklorischen Elementen.
Beim Opener „Shapes“ fühlt man sich durch den ruhigen Gitarreneinstieg über cleanen Gesang, der ins Gutturale wechselt, sofort in die Tiefe der Beskiden katapultiert, bevor es über gewaltiges Tremolo und Doubleblast in die Vollen geht. Die Nummer prescht vorwärts, peitscht mit eiskaltem Riffing, bremst in eine atmosphärische Bridge – nur um erneut Vollgas zu geben. Bemerkenswert ist bei all der Härte die hervorragende Melodieführung und das Spiel mit dem Gesang zwischen Clean, Growls und giftigem Gekeife. Diese Kombination ist es, die eine einzigartige Atmosphäre entstehen lässt.
„Unbearable Silence“ folgt einem ähnlichen Konzept. Ruhiger Start mit atmosphärisch getragenem Sound aus Keyboard und Drums, der dieses Mal jedoch von schön verträumtem Cleangesang vor gewaltigem Doubleblast fortgeführt wird, bevor es über einen Ruhepol – bei dem die angekündigten folkloristischen Elemente zum Einsatz kommen – in eine Explosion aus gefühltem 300er Doubleblast, eisig kaltem, hexischem Gekeife und hervorragendem Riffing geht. Besonders auffällig ist hier die Verwendung mehrerer Rhythmuswechsel, die der Nummer eine einzigartige Tiefe verleihen.
Wie ausbalancierte Struktur funktioniert, zeigt „We Are The Worms“. Fast wie ihre Landsleute von Lux Occulta – von denen im Verlauf der Scheibe auch eine sehr gelungene Coverversion zu hören ist – startet der Track mit Gitarrentremolo, geht dann aber nicht in infernalisches Gekeife über, sondern bleibt vokaltechnisch clean, mit klarer Melodieführung und fast schon power-metalartigem Einschlag im Stil von Hammerfall, bevor er über Doubleblast und halb gutturales Gekeife giftig-düster wird und endgültig ins Schwarzmetallische kippt. Eine interessante Kombination der Stile, die sich in den Albumkontext fügt und durch hervorragende Gitarrenarbeit sowie eine einmalige Melodieführung überzeugt.
„Na naszej krwi“ und „The Storyteller“ treiben die okkulte Ästhetik der Scheibe auf die Spitze. Während „Na naszej krwi“ eher ruhig, gefährlich und dunkel bleibt und durch eine starke, durchgehende Gitarrenlinie sowie perfektes Drumming überzeugt, das Takt und Tempo geschickt variiert, gibt „The Storyteller“ bei hervorragender Instrumentalistik richtig Gas und lädt dazu ein, die Nummer mehrmals zu hören. Das liegt nicht nur an der geschickten Verwendung von Kontrabass und Drehleier, sondern vor allem an der Vielseitigkeit und Individualität, die immer neue Facetten entdecken lässt.
Mit „Creation“, dem bereits erwähnten Lux Occulta-Cover, endet die atmosphärisch dichte, eiskalte und trotzdem melodische Reise durch die slawische Mythologie, auf die MYSTHICON den Hörer gekonnt mitnimmt. Genau wie beim Original gibt es einen ruhigen Einstieg – allerdings ohne Orgel, dafür mit mystisch anmutendem Soundteppich. Und genau wie beim Original geht der Track danach atmosphärisch dicht und bei rasendem Tempo in die Vollen. Neben der fehlenden Orgel ist auch die Melodieführung eine andere: Während das Original beim klassischen Reiterriff und fließendem Drumming bleibt, nutzt die Coverversion bei generell höherem Tempo zusätzlich das Spiel mit Takt und Rhythmus. Es gibt sie selten, aber es gibt sie: Coverversionen, die das Original übertreffen – und MYSTHICON liefern hier genau das. Chapeau Jungs!

Fazit:
Bieśń ist ein eindrucksvolles Werk voller Atmosphäre, Tiefe und musikalischer Vielseitigkeit. MYSTHICON verbinden rohe Härte, okkulte Düsternis und folklorische Elemente zu einem stimmigen Gesamtkonzept, das sowohl kraftvoll als auch detailreich wirkt. Die starke Gitarrenarbeit, die markanten Vocals und die gelungene Balance zwischen Melodie und Aggression machen die Platte zu einem der spannendsten Beiträge des polnischen Black Metal der letzten Jahre.
Punkte:

Autor: Nicki