PRIEURÉ – Jusqu’au Bénitier (2025)

Band: PRIEURÉ
Album: Jusqu’au Bénitier
Genre: Black Metal

Trackliste:
01. Introït
02. Prieuré
03. Foi
04. À Travers La Forêt (feat. Torve)
05. Marécages
06. Vautour
07. Le Grand Incendie
08. Patience
09. Triomphe

Der fleißige Franzose Sans-Visage veröffentlichte seit der Gründung seiner musikalischen Ausdrucksweise PRIEURÉ im Jahre 2021 sage und schreibe drei EPs sowie zwei Splits und ebensoviele Longplayer. Masse statt Klasse oder doch nicht gesichtlos wie das Pseudonym des Solokünstlers annehmen lässt? Nehmen wir das Zweitwerk Jusqu’au Bénitier mal genauer unter die Lupe…

Die Wahrheit liegt wie immer in der Mitte: atmosphärische Musik kann der Mann auf alle Fälle schreiben, das beweist schon die stimmungsvolle Einleitung, die mit überaus feinen, mittelalterlich anmutenden Gitarrenarrangements im Stile von Suidakra den Hörer auf die akustische Reise einstimmt. Danach poltert und klirrt der etwas hochgepitchte Sound los und der Alleinunterhalter kreischt seine Texte in der französischen Muttersprache voller Inbrunst in die ungerechte Welt hinaus. Dabei wechselt der Alleskönner geschickt zwischen heroischen Melodien, schneidigen Attacken und galoppierenden Grooves, die eine kämpferische Stimmung aufkommen lassen. Der Titelsong prescht meist im Highspeed voran, doch harsche Temporeduktionen fügen sich effektiv ins pfeilschnelle Songgefüge ein und vertragen sich mit abgehackten Rhythmen, thrashigen Anklängen oder fein ziselierten Leadgitarren. Ganz im Gegensatz dazu schwebt das Zwischenspiel „Foi“ in Ambient-artiger Manier daher und entschwindet sanft in den unendlichen Weiten der Bretagne, ehe das Tempo wieder barsch anzieht und bissiger Doppelgesang (Growls sowie Screeches) das Aggressionslevel während „À Travers La Forêt“ wieder ansteigen lässt. Doch auch hier integriert der Künstler heroisches Vokalflair und ruhig perlende Gitarren, sodass der Spielfluss organisch auf- und abwogt – hier ist die epische Spielzeit vollauf gerechtfertigt. Kleine Kniffe wie ein gesprochenes Intro oder folkige Vibes addieren zusätzliche Klangfarben. Schräge Keyboardsounds klingen etwas extravagant, tun aber der oszillierenden Stimmung gut. Das Intermezzo „Marécages“ finde ich persönlich etwas zu lang geraten, wohl aber fein instrumentiert. Natürlich wirkt das stapfende Folgestück „Vautour“ dadurch in seiner thrashigen Marschierrhythmik umso energischer, auch die dezent schweren Zwischentöne oder schmissige Black ´n´ Roll-Untertöne bei „Le Grand Incendie“ wissen zu gefallen, wogegen das teils monoton tuckernde Schlagzeug einen kleinen Schwachpunkt darstellt. Danach folgt wieder ein (zu) langes, sanftes Interludium, bevor das folky Finale „Triomphe“ episch, bombastisch und aggressiv als kompositorisch komplexes Highlight dem Titel gemäß für den gebührenden Abschlussapplaus sorgt.

Fazit:
Kämpferisch und voller Herzblut schlägt Sans-Visage mit PRIEURÉ einen bodenständigen, angethrashten, markant marschierenden und manchmal kontemplativen Weg ein. Die Zwischenspiele sind hiebei etwas zu exzessiv ausgeweitet und könnten zur Intensivierung ruhig kürzer ausfallen. Der Kontrast zwischen ruhigem Innehalten und attackierenden Passagen wird allerdings sehr gut herausgearbeitet.

Punkte: 8 / 10

Autor: Leonard