DECIMA – Pauvres Créatures (2025)

Band: DECIMA
Album: Pauvres Créatures
Genre: Black Metal

Trackliste:
01. Rêves
02. Création
03. Sentiments
04. Union
05. Dépendance
06. La Destruction

DECIMA ist ein 2018 gegründetes französisches Musikprojekt. Das Quintett verortet sich stilistisch im Black Metal, integriert aber auch Elemente des Post Black und Black Death. Das eben erschienene Debüt-Album Pauvres Créatures widmet sich der Psychologie und Philosophie des menschlichen Verfalls aus der Perspektive eines Mannes der Antike. Über sechs Songs und gut 32 Minuten wird die Hörerin von Träumen über die Schöpfung und Gefühle bis hin zur Abhängigkeit und Zerstörung geführt.

Knisterndes Feuer, Hämmer schmieden Metall, eine atmosphärisch-gespenstisches Klangwolke, einfache akustische Akkorde, ein mächtiger, zugleich aber friedvoller Bass eröffnen das Album in intensiver und stimmiger Weise. Die Hörerin – zumindest jene, die ein schwarzes Herz für atmosphärischen Black Metal trägt – ist sofort aufmerksam. Während das Feuer weiter knistert, setzen die Gitarren krachend ein, mit einem langgezogenen, verzweifelten Shout haben die in französisch gehaltenen Vocals ihren ersten Einsatz. Die Songstruktur ist klassisch, unterscheidet zwischen Verse und Chorus, wird aber interessant mit dynamischen Elementen angereichert, von leise und zart bis kraftvoll-aggressiv, schon im ersten Song steckt die gesamte Bandbreite und Hallelujah, wie das funktioniert! Wunderbare Melodien, Riffs trocken und frostig-kalt, machen das ganze Album auf behagliche Art ungemütlich. Dazwischen immer wieder krachende, galoppierende, aggressive Sequenzen. Die Songs erzählen Geschichten – auch wenn man nicht französisch kann – in den Höhepunkten schaffen sie förmlich Szenen vor dem inneren Auge. Wie in „Sentiments„, wenn eine zarte, kleine Gitarren-Melodie von der überwältigen Macht des verzweifelten Sturms zertrampelt wird, dunkler und stärker wieder ersteht, an Kraft gewinnt, sich der Verzweiflung gegenüber stellt, konfrontiert, herausfordert und schlussendlich beruhigt.
Die gelungene Produktion unterstreicht die musikalische Qualität der Songs, lässt alle Instrumente gleichwertig angemessen Raum, vereinzelt, wenn es klanglich sehr dicht wird, fehlt es etwas an Klarheit und Dynamik. Aber ehrlich: das ist meckern auf hohem Niveau.
Viel schlimmer ist, dass das Album nach bereits etwas mehr als 32 Minuten zu Ende ist, eindeutig viel zu kurz für so eine Perle.

Fazit:
Ein sehr gelungenes erstes Album mit einem kleinen Manko: es ist zu kurz. Die Mischung aus atmosphärischen Melodien, frostig-trockenen Riffs und verzweifelt-trotzigen Vocals ist faszinierend, umschließt das schwarze Herz, lässt es nicht mehr los. Das Songwriting ist dramaturgisch, ja mitunter gar szenisch. Die saubere Produktion lässt auch kaum Wünsche offen. Das Album ist eine Empfehlung und landet bei mir jedenfalls in der long-list für die Alben des Jahres.

Punkte: 9/ 10

Autor: distelsøl