VARNHEIM – Void (2025)

Band: VARNHEIM
Album: Void
Genre: Black Metal

Trackliste:
01. Vengeance
02. Onwards
03. Inwards
04. Downwards

Das polnische Quartett VARNHEIM wurde 2012 gegründet und veröffentlicht seit 2019 in drei-Jahres-Schritten Alben. Das hier vorliegende Void ist also das dritte Album. Wenn es auch nur vier Tracks umfasst, bietet es eine Spiellänge von 42 Minuten. Über die Jahre hat sich die Band musikalisch immer mehr in Richtung Black Metal entwickelt. Ob es gelingt, das Versprechen eines atmosphärischen, von dunklen Melodien und schneidigen Tremolo-Riffs getragenem Black Metal einzulösen, hören wir uns jetzt an.

Langsam steigt der schwarze Schleier auf, erfüllt den Raum, bis er ihn schlussendlich mit einem eiskalten, aber kräftigen Griff packt. Sofort entsteht diese einzigartige, eiskalte Atmosphäre, für die der polnische Black Metal steht und die Hörerin in den Bann zieht. Wir hören präzise Beats, bedrohlich brodelnde Basslinien, Riffs zwischen gequälter Härte und wärmender Zärtlichkeit, und dunkle, über weite Strecken auf eine ganz eigene Art zurückhaltende, gutterale Vocals. Es ist nicht die wütende Aggression, die hier im Vordergrund steht, sondern Verletzlichkeit. Das Songwriting ist bemerkenswert: es gibt Dynamik, emotionale Anker, Hooklines, Stimmungswechsel zwischen brachial und zärtlich. Jeder einzelne Song ist überzeugend, jeder kann für sich alleine stehen und doch ist es das Album, das erst den vollen Eindruck vermitteln kann, auch weil es gelingt, einen emotionalen Bogen zu spannen. Der Opener „Vengeance“ bringt die Stimmung, treibt auch ordentlich an. Die kraftvolle Energie der Vergeltung im Widerstreit mit Enttäuschung und Trauer, „Onwards“ drückt und drängt nach vor, verabschiedet sich von der Illusion der Gnade und doch bleiben bei all dem Vortrieb Zweifel, Unsicherheit, Angst. „Inwards“ ist der trauernde, verzweifelte Blick zurück auf das Schlachtfeld, das Erkennen der hinterlassenen Schäden und der Endlichkeit des Seins. „Downwards“ offenbart die Leere, die Einsamkeit und das Ringen mit mir selbst, der Kampf zurück ins Soziale, zum Du, zum Wir. Willkommene Impulse zur Reflexion, auf eine finstere Art poetisch und vielleicht sogar ein wenig philosophisch.
Die Produktion ist auf höchstem Niveau: glasklar, hervorragend ausbalanciert, jedes Instrument ist eindeutig zu hören. Aber bitte – was soll dieses fade-out bei „Vengenace“ und bei „Downwards„?! Songs wie diese verdienen ein echtes Ende! Dieses Verblassen des Klangs und dann vielleicht auch noch am Ende mit abrupten Abriss – das ist in meinen Ohren Quälerei. Aber gut, vielleicht bin das auch nur ich.

Fazit:
Ein beeindruckendes Album. Berührend, instrospektiv, gleichzeitig voller Kraft und Energie. Großartige Songs mit enorm dichter Atmosphäre, poetisch zwischen Rachegefühl, Ärger, Selbstzweifel, Einsamkeit und Qual. Eine uneingeschränkte Empfehlung für alle mit schwarzem Herz und Freude an der Auseinandersetzung mit sich selbst. Ein echter Edelstein unter den Black Metal-Alben des Jahres 2025.

Punkte: 10/ 10

Autor: distelsøl