
Band: TRIBUNAL
Album: In Penitence And Ruin
Genre: Gothic/Doom Metal
Trackliste:
01. Incarnadine
02. A Wound Unhealing
03. Angel Of Mercy
04. The Sword Of The Slain
05. Ruin
06. The Penitent
07. Armoured In Shadow
08. …And The Thorn-Choked Flowers Grow
09. Between The Sea And Stars
In Penitence And Ruin lautet der Titel des 2. Werkes der fünf KanadierInnen TRIBUNAL nach The Weight Of Remembrance (2023), das damals mit einer sakralen, kraftvollen Doom-Darbietung überzeugen konnte. Die Ästhetik des Covers lässt auf eine stimmungsvolle, melancholische, nicht allzu speedfokussierte Ausrichtung schließen.
Auch das zweite Album des Quintetts schlägt in die gleiche Kerbe. Die MusikerInnen haben es nicht eilig, doch eine kleine Portion an brisanter Aggression kommt durch den gut dosierten Einsatz von harschen Vocals nicht zu kurz. Elegant schmiegen sich die singenden Leads in die Gehörgänge und vereinzelte Ausbrüche halten die epischen, aber nicht übertrieben ausgewalzten Stücke im dynamischen Fluss. Die dezent orchestrale und feierliche Aura dürfte Freunde der Candlemass´schen Langsamkeit sofort gefallen. Unterschwellig düster und bedrohlich, doch zugleich feierlich erhaben und elegant hochmelodisch schleppen sich die Kompositionen mit fein drapiertem Wechselgsang und kraftvollen Drums (Schlagzeugerin Julia rührt die Kessel in powervollem Stil) hypnotisch dahin. Weiteres Highlight: der zu Herzen gehende Einsatz eines Cellos von Zweitsängerin Soren; dieser verleiht den Kompositionen noch eine Extraportion an Tiefe und Ausdruckskraft. Sinnvolle und nicht alles zukleisternde Keyboardsounds werten die Songstrukturen zusätzlich auf. Finstere Riffwände wie bei „A Wound Unhealing“ planieren ordentlich und bilden einen harschen Kontrast zu der tragischen, symphonisch dichten Kirchenatmosphäre. Die volle, warme Produktion bringt die treffsichere Planierraupenzeitlupentaktik hervorragend zur effektiven Geltung. Abgestoppte Ratter-Riffs sorgen zudem für rhythmische Vehemenz, ebenso wie Funeral Doom – Interludien und beißende Vokalpräsenz. Herrliche Steigerungen mit feiner Vielschichtigkeit seitens der Vocals und Gitarrenarbeit lassen das Doomster-Herz während „The Sword Of The Slain“ vor Begeisterung doppelt so langsam schlagen, ehe es beim Cello-Zwischenspiel „Ruin“ vor Rührung zerfließt. Melancholische Leads und herzzerreißende, extravagante Gesänge bringen das Blut dann wieder in Wallung. Die Verknüpfung von leichtfüßigen Pianoklängen, zähem Riffing, extravaganter Vokalvermittlung funktioniert beim Quasi-Titelstück „The Penitent“ ausgesprochen flässig [flüssig und lässig 🙂 ] sowie mitreißend. Gleiches gilt für das beherzte, aufopferungsvolle Finale „Between The Sea And Stars„.
Fazit:
Freunde von My Dying Bride, Draconian, The Sins Of Thy Beloved, Morgul oder Tristania werden sicherlich Gefallen an den feierlichen Trauermärschen dieser fünfköpfigen Formation finden, denn die Stücke wirken nie extrem langatmig oder langsam, sondern integrieren eine gewisse Dosis an Aggression und Bösartigkeit nebst elegant gezwirbelten Leadmelodien und symphonischer Dichte. So schön kann vertonte Traurigkeit klingen!
Punkte: 9 / 10
Autor: Leonard